Offen kommunizieren und unangenehme Wahrheiten ansprechen

Kurzatmiges Hire und Fire vernichtet Unternehmswerte

09.02.2009
Von Eva Buchhorn und Henrik Müller

Ihr Plädoyer für mehr Nachhaltigkeit im Management steht in krassem Gegensatz zur Fixierung auf den Shareholder-Value, wie wir ihn in den vergangenen Jahren erlebt haben: die Jagd nach hohen Renditen, getrieben von dem Wunsch nach schneller Bereicherung. Wird diese Mentalität nicht nach einer kurzen Phase des Nachdenkens wiederkommen?

Wir erleben ein Umdenken im Management, übrigens nicht erst seit Ausbruch der Krise - ich stelle das schon seit längerer Zeit fest. Immer mehr Manager beginnen zu verstehen, dass sie die Grundlagen des Wirtschaftens stärker in den Blick nehmen müssen. Denn sie sind konfrontiert mit langfristigen Trends, die ein grundlegendes Umsteuern der Unternehmen erfordern - das gilt für den Klimawandel und die Rohstoffknappheit genauso wie für die demografische Entwicklung. Manager, die lediglich zwei Quartale vorausblicken und ansonsten hoffen, den nächsten Deal an Land zu ziehen, werden auf diese grundlegenden Fragen keine tragfähigen Antworten finden.

Deutsche Topmanager pflegen eine Kultur des Vertrauens

Akut stehen die Unternehmenslenker vor der Aufgabe, der Unruhe in den Belegschaften zu begegnen. Angesichts der heraufziehenden Weltwirtschaftskrise greift Zukunftsangst um sich.

In der Tat sind Übergangsphasen, wie wir sie jetzt erleben, eine der wichtigsten Führungsherausforderungen unserer Zeit. Im Kern geht es darum, Zuversicht zu vermitteln und Perspektiven aufzuzeigen, um Verunsicherung und innerer Emigration vorzubeugen. Dabei spielt eine offene Kommunikation, die auch unangenehme Wahrheiten klar adressiert, eine zentrale Rolle.

Dass sich deutsche Topmanager dieser Notwendigkeit bewusst sind, zeigen die Ergebnisse der letzten Umfrage unseres "International Executive Panel". Danach messen die Deutschen bei der Bewältigung von Übergangsprozessen einer transparenten Kommunikation und einer Kultur des Vertrauens im Unternehmen überdurchschnittlich hohe Bedeutung zu.

Das sagt sich in Umfragen immer so leicht. Die Realität sieht häufig anders aus.

Die Umfrage-Ergebnisse zeichnen ein Gesamtbild, das mich verhalten optimistisch stimmt. Im Vergleich zu ihren internationalen Kollegen sind die befragten deutschen Topmanager stärker fokussiert auf klare Zielsetzungen und konsequente Nachverfolgung. Man kann es so ausdrücken: Die deutschen Topmanager pflegen eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit. Gleichzeitig geben sie aber die strategischen Ziele vor, deren Erreichung sie systematisch überprüfen.

Herr von Schmettow, dies sind aufregende Zeiten, in denen auch Topmanager fundamental verunsichert sind. Wohin entwickelt sich die Welt? Welche Rolle sollte das Unternehmen künftig darin spielen? Diese Fragen lassen sich doch derzeit nicht seriös beantworten. Wie führt man in derart unüberschaubarem Gelände?

Die Ära der Stabilität ist doch seit Langem vorbei. Schon vor Ausbruch der Finanzkrise lebten Topmanager nicht in übersichtlichen Welten, in denen sie nur ab und zu eine Stellschraube drehen mussten, und schon lief der Laden.

Zur Startseite