90 Millionen IT-Projekt

Lanxess setzt SAP-System komplett neu auf

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Zudem waren die lokalen ERP-Systeme durch Modifikationen so weit individualisiert, dass weder ein wirtschaftlicher Support noch ein einheitlicher Standard durch normale Upgrades mehr möglich war. Hinzu kommt: In dieser uneinheitlichen IT-Landschaft wurde es immer schwieriger, die zunehmenden Compliance-Anforderungen zu erfüllen. "Im Bereich der Chemie- und Pharmaindustrie haben regulatorische Vorgaben einen ganz besonderen Stellenwert", sagt der Lanxess-CIO, "das war in unserer heterogenen Infrastruktur kaum mehr zu realisieren."

Grob über den Daumen sah Schulze-Berges Kalkulation so aus: 90 Millionen Euro Investition in den "Greenfield Approach" statt runde 50 Millionen für ein einfaches weltweites Release-Upgrade. Daraus resultierend etwa acht bis zehn Millionen jährliche Einsparungen durch vereinfachte, einheitliche Prozesse, leichtere Wartbarkeit und einfacheren Support. Gleichsam als Zugabe und ohne weitere Investition bietet die neue Infrastruktur vollständige ComplianceCompliance und erheblich verbesserte Flexibilität, sodass sich ändernde Geschäftsanforderungen schneller, einfacher und mit geringerem Aufwand umgesetzt werden können. "Wir haben damit auch die Voraussetzungen für unser künftiges Wachstum geschaffen - egal ob organisch oder durch Mergers & Acquisitions", sagt Schulze-Berge. Alles zu Compliance auf CIO.de

"Wir wollten einen Prozess wirklich nur ein einziges Mal abbilden. Dafür haben wir ein Template für alle Business Units und Standorte weltweit entwickelt." Um das umzusetzen, bedurfte es einiger Diskussion - vor allem mit den Business-Units und Fachabteilungen, denn nahezu jeder hat natürlich Sonderwünsche. Sein Ziel, komplett ohne individuelle Anpassungen auszukommen, hat der CIO dabei auch nur fast erreicht: "Wir haben einige wenige Modifikationen durchführen müssen, aber auch die sind so umgesetzt, dass sie bei einem Release-Wechsel nicht mehr individuell verändert werden müssen", freut sich Schulze-Berge.

Neben der SAP-Anwendungslandschaft hat er weitere Komponenten der IT-Infrastruktur wie Middleware, Master-Data-Management, Business-Warehouse oder Archivsysteme auf einheitliche Standards gebracht. "Wir arbeiten im ERP-Umfeld jetzt nur noch mit Herstellern zusammen, die ihre Produkte weltweit anbieten und supporten können", sagt der CIO. Mit dem Verlauf des Projekts ist er zufrieden: Die Einsparungen haben bereits dazu beigetragen, die IT-Kosten im Running Business seit Beginn um fast 40 Prozent zu senken. Bisher ist das weltweite Template für mehr als 80 Prozent der rund 10.000 Nutzer ausgerollt, als Letztes stehen Brasilien und China auf der Agenda.

Greenfield Approch keine Schablone

Ob sein "Greenfield Approach" gleichsam als Schablone für andere Unternehmen taugt, will er nicht beurteilen: "Bei der Ausgliederung von Lanxess aus der Bayer AG haben wir so unterschiedliche Geschäftsbereiche und Group Functions mit verschiedenartigen IT-Systemen geerbt, dass die extrem heterogene Infrastruktur eine ganz besondere Herausforderung war", sagt der CIO. Trotz unterschiedlicher Ausgangslage scheint sein Projekt in der Branche Aufmerksamkeit zu erregen: "Wir sehen, dass auch andere große Unternehmen der Chemieindustrie unseren Lösungsansatz mit Interesse beobachten."

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