"Senior Manager F"

Libor-Affäre holt Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Achleitner ein

21.01.2016
Die Affäre um manipulierte Libor-Zinssätze hat womöglich ein juristisches Nachspiel für Paul Achleitner (59), den Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bank.
Dr. Paul Achleitner, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank.
Dr. Paul Achleitner, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank.
Foto: Deutsche Bank AG

Christof von Dryander (62), der Chefjurist des Konzerns, habe CEO John Cryan (55) nahegelegt, Ersatzansprüche gegen Achleitner zu prüfen, berichtet das manager magazin in seiner neuen Ausgabe. Die möglichen Forderungen resultierten aus einem angeblichen Verstoß gegen Vorschriften der britischen Finanzaufsicht FCA.

Die FCA macht Achleitner in einem zentralen Fall dafür verantwortlich, dass der Konzern bei der Aufklärung des Skandals nicht ausreichend mit der Behörde kooperiert habe. Im September 2013 hatte sie die Bank darum gebeten, ihr einen Zwischenbericht der deutschen Finanzaufsicht Bafin sowie weitere Dokumente weiterzuleiten. Achleitner habe das Management jedoch falsch über ein Treffen mit der Bafin-Spitze informiert, so dass die Bank den Briten die Dokumente verweigert habe, berichtet das manager magazin. Der Aufsichtsratschef hatte intern nach dem Treffen erklärt, die Bafin genehmige das Weiterleiten nicht. Die Bafin bestritt eine solche Anweisung auf Anfrage aus London allerdings.

Die FCA hatte ihre Strafe gegen die Deutsche BankDeutsche Bank wegen mangelnder Kooperation bei der Aufklärung um 100,8 Millionen auf insgesamt 226,8 Millionen Pfund Sterling erhöht. Als Grundlage diente ihr Regel 11 ihrer Vorschriften. Diese mahnt einen "offenen und kooperativen Umgang mit dem Regulator" an. Auch die US-Behörden haben ihre Libor-Strafen gegen die Deutsche Bank wegen mangelnder Kooperation erhöht. An die USA muss die Bank insgesamt 2,2 Milliarden Dollar zahlen. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Bank

In allgemeiner Form sind der Vorwurf mangelhafter Kooperation sowie die Begründung des Strafmaßes seit 2015 bekannt. Damals veröffentlichte die FCA ihr Verdikt. Allerdings nannte die Behörde jene Manager, die gegen Regel 11 verstoßen haben sollen, seinerzeit nicht mit Klarnamen. Als Hauptverantwortlicher wird vielmehr "Senior Manager F" identifiziert. Dahinter verbirgt sich nach Recherchen von manager magazin Paul Achleitner.

Deutsche Bank dementiert

Die Deutsche Bank wies die Darstellung des manager magazins entschieden zurück: "Die FCA hat nicht behauptet, dass Herr Dr. Paul Achleitner die Anweisung erteilt oder die Information weitergegeben hat, der Libor Bericht der BaFin dürfe nicht an andere Aufsichtsbehörden herausgegeben werden. Sie betrachtet ihn somit auch nicht als "Spiritus Rector" einer solchen Vorgehensweise.

Die Entscheidung der FCA enthält keinen persönlichen Vorwurf gegenüber Herrn Dr. Paul Achleitner, Mitarbeiter der Bank falsch informiert zu haben, sodass diese die Herausgabe von Dokumenten an die englische Behörde verweigert hätten.

Es trifft nicht zu, das die US-amerikanischen Aufsichtsbehörden aufgrund des Verhaltens von Herrn Dr. Paul Achleitner die Geldbuße gegen die Deutsche Bank erhöht hätten. Weder die FCA noch die US-amerikanischen Aufsichtsbehörden haben in diesem Zusammenhang ein Verfahren gegen die Person von Herrn Dr. Paul Achleitner eingeleitet.

Die Deutsche Bank sowie Herr Dr. Paul Achleitner persönlich behalten sich rechtliche Schritte gegen das manager magazin vor." (rs)

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