Telco-Markt im Umbruch

Lichtblick Service

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Wettbewerb hält die Preise niedrig

Bis dahin steht der CIO einem reichhaltigen Angebot gegenüber, was zwar die Preise unten hält, ihm jedoch die Auswahl erschwert. "Ich fürchte, die unbefriedigende Antwort lautet, dass es auf die Lösung ankommt, die für den einzelnen Kunden die richtige ist", meint Brüggen. "Der Markt ist nicht nur sehr dynamisch, sondern auch noch stark fragmentiert." Der CIO sollte sich damit abfinden, dass die Evaluierung der Angebote eine zeitraubende Angelegenheit ist. Den Verantwortlichen hilft hier nur, ihren Bedarf gründlich analysieren. "Das ist die Hauptarbeit für den CIO", sagt er.

Doch auch danach gilt es, noch einige Hürden zu überwinden. Sie beginnen schon bei vermeintlichen Kleinigkeiten, da beispielsweise viele Anbieter gleiche Produkte anders bezeichnen. Hinzu kommt, dass sich die Telcos unterschiedlich positionieren. Das Spektrum reicht vom Alleskönner über den Regionalanbieter bis hin zum Spezialisten für bestimmte Produkte.

Eine erste Adresse dürften die klassischen Carrier sein, die ursprünglich mit Basisdienstleistungen angetreten waren, also dem Bereitstellen der Infrastruktur in Form von Leitungen oder Rechenzentren. Das Geschäft mit den darauf aufsetzenden Services wie Planung des Netzes, Betrieb oder Wartung oder auch der zunehmenden Verknüpfung mit der IT wurde Service Providern und Integratoren à la IBMIBM, EDS oder CSC überlassen. Aufgrund des durch Überkapazitäten ausgelösten Preisverfalls reichen die Basisdienste nicht, um die laufenden Kosten zu decken. Mit höherwertigen Services wollen sie sich vom Wettbewerb differenzieren. Heute fahren die Big Player der Telco-Szene wie Deutsche Telekom, British Telecom, Equant, Colt oder Infonet zweigleisig: Sie bauen eigene Beziehungen zu den Endkunden auf und verkaufen nach wie vor Netzleistungen an reine Serviceanbieter, die ihrerseits den Vertrag mit dem Kunden schließen. Mittel- und langfristig erzielen sie so mehr Umsatz und Rendite. Alles zu IBM auf CIO.de

Für den Kunden kann das Versprechen vom One-Stop-Shop auch Nachteile haben. Die Größe der Konzerne birgt die Gefahr, an Flexibilität einzubüßen. Dies hemmt nicht nur die Anpassung der Netze an neue Technologien, auch auf strukturelle Veränderungen innerhalb eines Unternehmens, etwa die Zu- oder Abnahme von Standorten, wird oft nur träge reagiert. "Es kann unter Umständen schneller, flexibler und preisgünstiger sein, bei einem reinen Serviceanbieter einzukaufen", meint Brüggen. Davon abgesehen gibt es laut Gartner trotz des großen Angebots nur wenige Unternehmen, die etwa den Anspruch auf hinreichende geographische Abdeckung befriedigen können. Auch der Aufbau der Mitarbeiter mit entsprechenden Fähigkeiten für die verstärkte Nachfrage nach Services hinkt der Entwicklung noch hinterher. Eine andere Spielart des sukzessiven Ausbaus der Dienstleistungen auf andere Bereiche, zeigt beispielsweise Colt Telecom. Der Anbieter setzt inzwischen verstärkt auf das Geschäft mit Datendiensten. "Aus Sprachkunden werden Datenkunden", sagt Wolfgang Essig, seit Juli 2003 Colt-Geschäftsführer in Deutschland. So glatt wird sich dieser Weg allerdings nicht beschreiten lassen. Colt muss auch im Datengeschäft aufs Neue beweisen, dass man die Bedürfnisse seiner Kunden bedienen kann.

Der Portalbetreiber Immobilienscout 24 etwa war ursprünglich ein solcher Sprachkunde von Colt und suchte im vergangenen Jahr einen externen Betreiber für seine Server. Auch wenn der Auftrag letztlich an Colt ging, betont IT-Leiter André Nawojan, dass das Unternehmen keineswegs bevorzugt behandelt wurde. "Colt hat sich nicht primär als ehemaliger Partner, sondern vor allem im Umfeld der anderen Angebote behaupten können", versichert er.

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