Meta-Group-Studie

Linux in den Startlöchern

02.09.2002
Von Marita Vogel

Unkompliziert ist die Zusammenarbeit zwischen den Supportern für die rund 1000 NT- und 70 Linux-Anwender trotzdem nicht. Um die "eingeschworenen, subjektiven Einstellungen" in diesem Dialog zu versachlichen, hat Geile eine Arbeitsgruppe eingerichtet: "Hier werden die Grundsätze diskutiert und mit der IT-Strategie in Einklang gebracht." Geiles Resümee: "An eine Komplettmigration zu Linux denkt bei Sartorius niemand." Angesichts Microsofts Lizenzpolitik , vermutet der CIO, würden viele seiner Kollegen diese Alternative jedoch in Betracht ziehen.

Doch ob diese Überlegungen dazu führen, Linux nicht nur als Server-Betriebssystem, sondern auch auf Großrechnern einzusetzen, bezweifelt Meta-Group-Berater Huber-Graul. "Letztlich wird sich Linux wohl 'nur' als weiteres Betriebssystem etablieren. Linux auf dem Mainframe wird zwar als interessant bewertet, aber nicht als Hauptkriegsschauplatz angesehen", sagt er. Am stärksten werden nach seiner Einschätzung die Marktanteile von Unix zu leiden haben.

Linux oder Unix - vor dieser Frage stand auch die deutsche Niederlassung des schweizerischen Kunststoffkonzerns Ems-Chemie, der weltweit etwa 1,2 Milliarden Franken umsetzt. Weil Performance- und Kapazitätsengpässe die IT-Abteilung auszubremsen drohten, entschloss sich IT-Koordinator Axel Schünke im vergangenen Jahr, den Hardware-Park zu modernisieren. Dabei wurde das Betriebssystem von HP-UX auf Linux umgestellt. Entscheidend waren auch für Schünke die Kosten: "Wir haben den Server-Preis um 50 Prozent gesenkt", so der 33-Jährige, der für die 66 Rechner in Deutschland zuständig ist. Sein Fazit zu Linux: "Es ist wie der VW-Käfer: Es läuft und läuft ..."

Ob die deutschen Ems-Chemie-Kollegen bald mit Linux- Clients arbeiten, ist unklar: "Die Anwender sind halt an Windows gewöhnt", so Schünke. Für ausgeschlossen hält er dagegen die Umstellung der weltweiten Unternehmens-IT, da dann 1400 Anwender geschult werden müssten.

Auf diese Überlegung führt auch Huber-Graul die noch immer bestehende Scheu gegenüber Linux zurück. "Bei der aktuellen Marktlage sind Infrastrukturprojekte schwierig durchzusetzen. Wegen der Migrationskosten für Linux ist von einer Euphoriewelle noch nichts zu spüren." Doch das - so seine Deutung der Marktstudie - werde sich in den kommenden zwei bis drei Jahren ändern.

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