Shelfware

Lizenz zum Entrümpeln

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Erste Ursache: dezentraler Einkauf

Zur ersten Ursache: Verbessert hat sich das Lizenzmanagement bei Fraport, seit vor zwei Jahren die IT-Beschaffung zentralisiert wurde. "Software verstaubt vor allem dann im Regal, wenn dezentral eingekauft wird", meint der IT-Chef. Der Widerstand gegen seinen Zentralismus habe sich von selbst innerhalb des Vierteljahres aufgelöst, das die Lokalmatadore gebraucht haben, um ihren Bestand an Lizenzen aufzunehmen. "Dabei ist einigen klar geworden, dass man das besser zentral macht", sagt Krieg und weist auf eine Palette mit Office-97-Paketen, die gemischt mit anderen CD-Packungen neben dem wohl sortierten Regal steht. "Habe ich im Müll gefunden", so ein Mitarbeiter trocken.

Mit der Unordnung ist Schluss, seit die IT-Abteilung Lizenz- beziehungsweise Asset- und ReleaseManagement nach ITILITIL (Information Technology Infrastructure Library) betreibt. Rund 100 Programme werden zentral betreut, darunter alles von MicrosoftMicrosoft und SAPSAP, also "die Hauptbatzen", wie Krieg sie nennt. Die zentrale Systemüberwachung erkennt noch 200 bis 300 weitere Softwarepakete auf den 4000 Desktops, aber das akzeptiert der CIO. Seine 80-zu-20-Regel sieht er gewahrt: 20 Prozent des IT-Budgets werden noch dezentral investiert, also kann auch Software dezentral eingekauft werden. "Die Leute betreiben immer noch irgendein Programm, ohne das sich der Flughafen angeblich nicht steuern lässt", sagt Krieg und erlaubt dies um des lieben Friedens willen. Alles zu ITIL auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de

Patrick Naef, CIO beim schweizerischen Konzern SIG, pflichtet seinem Kollegen bei, will aber mehr: "Wenn wir 90 bis 95 Prozent des Lizenzvolumens zentral verwalten, haben wir unser Ziel erreicht", sagt der Ex-CIO der Swissair, der im April 2002 bei SIG angefangen hat. Vorher hatte das Verpackungsunternehmen noch keinen Konzern-CIO; die 24 eigenständigen Business Units haben ihre IT-Budgets selbst festgelegt. Ab Januar 2004 wird sich das genauso ändern wie das Organigramm der SIG Holding: Rund 160 IT-Mitarbeiter geben dann von Neuhausen am Rheinfall aus die zentrale Linie vor.

Naef verfolgt in puncto Lizenzmanagement dieselbe Strategie wie Krieg: "Wir haben uns erst mal auf die dicken Brocken SAP und Microsoft konzentriert." Ungefähr 70 Prozent der Lizenzkosten gibt SIG jetzt für My SAP aus; das Enterprise Agreement mit Microsoft verschlingt nochmals gut 10 Prozent. Damit ist Naef eigentlich am Ziel seines Vorhabens. Nur in einem Punkt musste er den Ingenieuren nachgeben: "Bei CAD-Software tun wir uns sehr schwer", sagt Naef. "Das ist oft eine Religionsfrage und war bisher die Mühe der StandardisierungStandardisierung nicht wert." Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Zweite Ursache: Lizenzstreitereien

Naefs aktuelles Shelfwareproblem werde sich lösen lassen, prognostiziert Fraport-CIO Krieg aus der Ferne. "Auf SAP-Lizenzen bleibt man normalerweise nicht lange hängen; die lenken da ein", sagt Krieg, der in seiner Zeit bei der Metallgesellschaft und später bei IBMIBM nur einmal erlebt hat, dass die Transformation von Lizenzen schief ging: Der Softwarelieferant strich die Windfall Profits bei einer Übernahme eiskalt ein: "Damals hat Computer Associates die Grenzen fairer Partnerschaft überschritten", urteilt Krieg. "Aber vielleicht sind die heute ganz anders." Alles zu IBM auf CIO.de

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