Die wöchentliche CIO-Kolumne

LKW-Maut stockt

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Toll Collect hatte während der Bewerbungsphase keine einzige Tankstelle unter Vertrag. Auch mit der größten Gesellschaft für den Betrieb von Autobahntankstellen "Tank & Rast" konnte man sich nicht einigen. Durch den Kooperationsvertrag mit Ages gibt es jetzt ein 5000 Tankstellen großes Netz im In- und Ausland. Ages hatte in der Bewerbungsphase angeboten, neben Automaten auch bediente Schalter einzurichten. Doch Toll Collect lehnte ab; ein Problem haben die Planer dabei aber anscheinend nicht bedacht: Die Automaten in den Tankstellen sind nachts nicht zugänglich; vom Bund gefordert ist jedoch ein 24x7-Rund-um-die Uhr-Betrieb. Die Lösung der Telekom: Das Tankstellenpersonal des Nachtschalters soll die Buchung am Automaten im Auftrag der LKW-Fahrer vornehmen. Damit das der Kassierer erledigen kann, lässt Toll Collect extra Formulare drucken, auf denen die Fahrer ihre geplante Route per Hand eintragen können. Diese Buchungen müssen nicht durch eine PIN autorisiert werden, weil dem Personal sonst die Geheimnummern bekannt würden.

Um den Tankstellenmitarbeitern für ihre Arbeit eine Aufwandsentschädigung zahlen zu können, werden diese nun umständlich mit einer separaten ID-Karte ausgestattet, mit der sie die Automaten auf "Nachtschalterbetrieb" umstellen müssen. Nur so kann Toll Collect dem Tankstellenpächter die Nachtschalter-Einbuchungen separat vergüten.

Immerhin scheint die Krise der Grundig AG, zuständig für die Entwicklung und Herstellung der On Board Unit (OBU), das Projekt nicht weiter zu verzögern. Die Kreuzung aus GPS-, Mobilfunkgerät, Infrarotsender und Datenspeicher ist das Herzstück des Toll-Collect-Maut-Systems. Der "seriöse und zuverlässige" Partner (Originaltext) hat zwar am 14. April Insolvenz angemeldet, die für die Lieferung der Geräte zuständige Tochter Car Intermedia Systems des Elektronik-Konzerns sei davon jedoch nicht betroffen. "Grundig wird fristgerecht Ende des Monats die ersten Geräte ausliefern", versichert Firmensprecher Holm Kilbert.

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