Jobverlust auf Vorstandsebene

Manager auf Entzug

23.02.2009
Von Gisela Maria Freisinger

Hat er aber die Finger tatsächlich so leicht lassen können vom Pokertisch des Powerplay? Es gibt immerhin den Vorwurf, sich als Oberaufseher von Daimler übermäßig identifiziert zu haben mit seinem Ziehsohn Jürgen Schrempp, um sich über diesen Umweg weiterhin im herrlichen Gefühl des Mächtigen und Prächtigen zu sonnen.

Abschied auf Raten

Wie schwer den Mächtigen der Abschied vom Amt fällt, lässt sich in der Politik beobachten. In der Wirtschaft hingegen spielen die Tragödien hinter den Kulissen. Er wolle es "ausrollen" lassen, tat BASF-Vize Eggert Voscherau zum Abschied von der Chefetage kund. Nur um gleich klarzustellen, "zum Ende des Films, nach erfolgreicher Schlacht", werde er "wie John Wayne neuen Herausforderungen entgegenreiten".

"Wenn ich mein Umfeld beobachte, sehe ich unendlich viele Leute, die sich nicht lösen wollen oder können. Oder gar nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Denen ist nicht zu helfen." Sagt uns einer, der den Abschied ohne Peinlichkeit für sich und das Publikum hinbekommen hat und nicht genannt werden möchte. "Ich habe Jahre gebraucht, bis ich mich eingefunden habe."

"Ich bin raus aus dem Bedeutungszirkus und möchte damit auch nichts mehr zu tun haben", proklamiert ein hochgestimmter Mark Wössner in der guten Stube seines Münchener Stadtpalais. An den Wänden Bilder des Impressionismus, auf dem Servierwagen die Karaffen mit Silberdeckeln, hier eine gelbe Gladiole, dort ein Lilienstrauß. Im Duft der Annehmlichkeit serviert die Haushälterin grünen Tee.

Würde Hollywood einen Hauptdarsteller für einen in Frohsinn und ungebrochenem Selbstbewusstsein gealterten Impresario suchen, die Wahl könnte auf Mark Wössner fallen. Den Mann, der sich in der Gewissheit sonnt, Bertelsmann groß gemacht zu haben. Ein soignierter Herr mit schlohweißem Haar und einem Charisma, aus dem Halleluja und Hochkonjunktur strotzen; der laut und deutlich in klaren Drehbuchsätzen spricht. Seine Rechte landet schwungvoll auf der linken Herzseite, als er postuliert "die zehn Jahre zwischen 60 und 70 sind die wertvollen Jahre, in denen man zu sich selbst kommt". Natürlich hat auch er in dieser Post-CEO-Epoche noch in diesem und jenem Aufsichtsrat an den Strippen gezogen, sich im "Leben danach" bestens vermarktet und wieder gelernt, im Alltag auch ohne Stab klarzukommen. Doch nun ist er 70 geworden und weiß: "Jetzt fängt ein neues Leben an." Mit den Industriemandaten geht es zu Ende, er wird noch mehr Zeit haben für die sehr viel jüngere Freundin und sich ganz dem eigenen Unternehmen, dem stattlichen Immobilienbesitz widmen. Also kein Verlustfrust?

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