Jobverlust auf Vorstandsebene

Manager auf Entzug

23.02.2009
Von Gisela Maria Freisinger

Seit acht Jahren, seit seinem Abgang bei Mannesmann, leitet Esser das Deutschlandgeschäft des Finanzinvestors General Atlantic. "Ist es der Machtverlust oder der Verlust der Öffentlichkeit, der besonders weh tut?", reflektiert er und lächelt. "Mir ist beides nicht wichtig." Aha. Konzediert aber, dass es in den exponierten Machtpositionen Situationen gibt, "in denen man hormonell zu Höchstleistungen bewegt wird. Das gibt Schwung und gute Laune." Dass Macht wie eine Droge wirkt, und ihr Verlust mit Entzugserscheinungen verbunden ist? Verständnis hat er dafür. "Ich kann aber den Schmerz innerlich nicht nachempfinden." Aha.

Hohe Fluktuation in der Telekommunikation

23 Jahre Mannesmann, dann von seinem Traumjob weggehauen, obendrein von einem Alphatier mit ebenbürtiger, am Ende gar potenterer Hormonlage, wie soll das gehen ohne Schmerz, ohne Tränen, Tränen des Zorns zumindest?

"Geweint habe ich vielleicht nicht. Aber die Traurigkeit war ziemlich in der Nähe." Ansonsten keine Trotzreaktionen, nicht einmal seinen Handyvertrag, der im Laufe der Ereignisse natürlich von Mannesmann zu Vodafone wechselte, hat er gekündigt.

Kaum ein Vorstandsvorsitzender kann sich heute noch in der glücklichen Lage wähnen, ein Unternehmen bis ins Pensionsalter zu leiten. In den Manager-Etagen Europas, vornweg in Deutschland, wird - nach Tageslaune? - geheuert und gefeuert; ein Ruf, der eigentlich den Amerikanern vorauseilt. 37 Prozent aller Vorstandschefs des alten Kontinents wurden in den letzten zehn Jahren aus ihrem Amt gehievt, in den USA waren es 27 Prozent. Eine 40-prozentige Schleudersitzrate verzeichnet dabei die Telekommunikationsbranche, eine 32-prozentige die der Industriegüter, 28-prozentig geht es in der IT- und 21-prozentig in der Energiebranche zu. Im Schnitt ist also mehr als jede dritte Führungskraft angezählt; die aktuelle Situation der Investmentbanker noch nicht eingepreist.

Die Kehrseite der Medaille ist die triviale Frage "Wer wird Germany's next Topmanager?" "Unsere Wirtschaft ist in einem Desaster", kommentiert einer der Nobilitierten der alten Manager-Kaste, "der Respekt ist dahin, zu Recht leider."

Zur Startseite