Karriereplanung

MBA ist kein Karriere-Turbo mehr

09.11.2009
Von Lothar  Kuhn und Britta Domke

Die Wirklichkeit ist - wie immer - komplizierter. Die Debatte über die Lehrpläne der Business Schools ist nicht neu. Bereits 2005 haben die beiden renommierten US-Vordenker Warren Bennis und James O'Toole im Harvard Business Manager gefragt "Was ist die Managerausbildung noch wert?" (siehe "Mehr zum Thema: Karriere mit MBA"). Die Suche nach den Schuldigen der aktuellen Wirtschaftskrise verschärft diese Diskussion noch. Doch offenbar unbeeindruckt von dieser Debatte bewerben sich mehr Menschen denn je an den Business Schools. Zugleich bietet eine wachsende Zahl von Hochschulen in Europa und besonders in Deutschland MBA-Programme an. Damit werden künftig noch mehr Absolventen als früher auf den Arbeitsmarkt drängen.

Die Folge: "Die Bedeutung des MBA relativiert sich", sagt Tiemo Kracht, Geschäftsführer bei der Personalberatung Kienbaum. Der Titel ist nicht länger der vermeintliche Freifahrtschein in die Chefetagen - auch deshalb, weil er in manchen Branchen wie der Unternehmensberatung fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist. So hat bei McKinsey & Company weltweit rund die Hälfte der Berater einen MBA-Abschluss. Wer sich also für ein Studium etwa am Insead interessiert, sollte sich sehr genau fragen, was seine Karriereziele sind und welche Schule mit welcher Art von Programm für ihn die richtige ist. Um diesen Entscheidungsprozess zu unterstützen, werden wir im Folgenden aktuelle Trends im MBA-Markt beschreiben und wichtige Kriterien bei der Auswahl einer Schule und eines Abschlusses nennen.

Ansturm auf die Business Schools

Trotz aller Kritik an den Business Schools steigen die Bewerberzahlen für die MBA-Programme in Vollzeit kräftig. Der Graduate Management Admission Council (GMAC), ein Zusammenschluss von knapp 180 internationalen Business Schools, verzeichnete 2008 einen Zuwachs von 12 Prozent bei den Teilnehmern des Graduate Management Admission Tests. In dieser GMAT abgekürzten Prüfung, die die Organisation entwickelt hat, sollen die angehenden Studenten ihre analytisch-logischen Fähigkeiten unter Beweis stellen; bei weltweit mehr als 4600 Programmen zur Managementausbildung ist die Teilnahme unumgänglich.

Der GMAT ist damit ein wichtiger Indikator für die künftige Entwicklung der Bewerberzahlen. Auch die Schulen selbst bestätigen den Trend: 77 Prozent der 273 durch die GMAC 2008 befragten Business Schools auf der ganzen Welt verzeichneten einen Zuwachs der Bewerbungen für ihre Vollzeit-MBA-Programme. Das ist der höchste Prozentsatz der vergangenen fünf Jahre. "Die Zahl der Testteilnehmer verhält sich antizyklisch zur konjunkturellen Entwicklung", weiß Dave Wilson, Chef des GMAC. Er erwartet, dass die Bewerberzahlen auch dieses Jahr weiter steigen werden. "Viele versuchen die Rezession zu überstehen, indem sie sich ein oder zwei Jahre fortbilden", erklärt er den Trend.

Mancher Banker, der seinen Job verloren hat, investiert seine Abfindung jetzt in ein MBA-Programm, statt um eine der wenigen freien Stellen zu buhlen. Auch viele Arbeitgeber gewähren vielversprechenden Talenten derzeit bereitwillig ein Sabbatical für ein MBA-Studium, statt sie zu entlassen. Doch es sind keineswegs die Verlierer der Krise, die jetzt an die Business Schools drängen. Denn die Qualität der Bewerber ist hoch, so der GMCA: Sie besitzen mehr Berufserfahrung und eine höhere akademische Vorbildung als frühere Jahrgänge.

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