Projekte


In-Memory in Butter

Meggle AG startet Rollout von SAP HANA

Dr. Andreas Schaffry ist freiberuflicher IT-Fachjournalist und von 2006 bis 2015 für die CIO.de-Redaktion tätig. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Berichterstattung liegen in den Bereichen ERP, Business Intelligence, CRM und SCM mit Schwerpunkt auf SAP und in der Darstellung aktueller IT-Trends wie SaaS, Cloud Computing oder Enterprise Mobility. Er schreibt insbesondere über die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen IT und Business und die damit verbundenen Transformationsprozesse in Unternehmen.
Die Milliarden-Molkerei will die In-Memory-Technik für Ad-hoc-Simulationen und -Analysen sowie für die Anwendungsentwicklung nutzen. CIO Peter Buchmüller berichtet.
"Vom Betrieb des ERP-Systems auf der HANA-Plattform erwarten wir, dass sich komplexe Materialbedarfsplanungsläufe (MRP) künftig ad hoc, also nahezu in Echtzeit, simulieren lassen", erläutert CIO Peter Buchmüller vom Butterspezialisten Meggle AG.
"Vom Betrieb des ERP-Systems auf der HANA-Plattform erwarten wir, dass sich komplexe Materialbedarfsplanungsläufe (MRP) künftig ad hoc, also nahezu in Echtzeit, simulieren lassen", erläutert CIO Peter Buchmüller vom Butterspezialisten Meggle AG.
Foto: Meggle

Zeigt sich der Sommer von seiner besten Seite, dann hat Grillen Hochsaison. Das wiederum beflügelt den Absatz von Kräuterbutter und anderen Butterspezialitäten aus dem Haus der Meggle AGMeggle AG. Die Milliarden-Molkerei mit Sitz in Wasserburg am Inn gilt als Erfinder der Kräuterbutter in Deutschland. Bei der Nachfrage hängt viel am Wetter. Wenn es im Sommer häufig regnet oder unbeständig ist, wird naturgemäß weniger gegrillt und somit auch weniger KräuterbutterKräuterbutter verkauft. Aufgrund der wetterbedingten Nachfrage-Schwankungen sind verlässliche Absatzprognosen und -planungen kaum möglich. Top-500-Firmenprofil für Meggle AG Top-Firmen der Branche Nahrungsmittel

Das soll sich laut Meggle-IT-Leiter Peter Buchmüller in Zukunft ändern: Ein standortübergreifender und integrierter Planungsprozess soll helfen, Nachfrage-Änderungen frühzeitiger zu erkennen. Ausgehend von der Unternehmensplanung über die Jahres- und rollierende Monatsplanung bis hin zur Feinplanung will Meggle die Absätze unter Berücksichtigung aller Ressourcen und Kapazitäten sehr feingranular und damit auch genauer planen. Dadurch könnten Personal und Material effizienter eingesetzt und Maschinen besser ausgelastet, Bestände optimiert sowie die Lieferbereitschaft und die Einkaufskonditionen verbessert werden.

Die technischen Grundlagen dafür legt der Konzern durch eine Modernisierung der IT-Landschaft - mit SAPSAP ERPERP und SAP APO als zentralen Geschäftsapplikationen und der In-Memory-Lösung SAP HANA als Datenplattform. Ergänzt wird das ERP-System um branchentypische Funktionen, etwa für das Spezifikations-Management, das eine SAP-basierte Lösung des Beratungs- und Installationspartners Itelligence beisteuert. Alles zu ERP auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de

Mehrere MRP-Läufe pro Tag

"Vom Betrieb des ERP-Systems auf der HANA-Plattform erwarten wir, dass sich komplexe Materialbedarfsplanungsläufe (MRP) künftig ad hoc, also nahezu in Echtzeit, simulieren lassen", erläutert Buchmüller. "Das würde den Prozess um ein Vielfaches beschleunigt, sodass pro Tag mehrere komplette MRP-Läufe machbar wären." Meggle könnte somit sehr zeitnah auf Störungen oder Abweichungen reagieren und die Prozesse in den Produktionshallen wie auch die Bestände umgehend an die veränderte Situation anpassen. Unproduktive Zeiten, insbesondere am Wochenende und in der Nachtschicht, würden dadurch ebenso reduziert wie Rohstoffverluste.

Die Möglichkeiten der In-Memory-Technologie, etwa zur Modellierung von Simulationen für Absatzprognosen oder Produktionsprogrammplanungen, will Meggle erst nach Abschluss der Implementierung in einer Optimierungsphase verstärkt nutzen. Zuvor muss das Butter-und-Brot-Geschäft erledigt werden. Das heißt: konzernweite Homogenisierung der ERP-Landschaft, StandardisierungStandardisierung der Geschäftsprozesse und Umsetzung eines gruppenweit einheitlichen Controllings. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Am Umbau der Applikationslandschaft wird mit Hochdruck gearbeitet. Seit März 2014 nutzt die Meggle-Tochter M-Back GmbH aus Gebesee in Thüringen das SAP-System on HANA als erste Gesellschaft im Produktivbetrieb. Danach erfolgt noch 2014 der Rollout in Polen, Anfang 2015 in der Wasserburger Zentrale des Konzerns und bis 2017 in den weiteren weltweiten Produktions- und Vertriebsgesellschaften

Risiken im IT-Betrieb minimieren

Betrieben wird die SAP-Landschaft im Itelligence-Rechenzentrum in Bautzen in einer HANA-Cloud. Sie ersetzt eine Vielzahl von ERP-Systemen der Meggle-Gruppe, unter anderem die historisch gewachsene und nicht international einsetzbare ERP-Software SoftM (jetzt Comarch), Eigenentwicklungen für die Kostenrechnung und das Auftragswesen sowie Lösungen von Drittanbietern für das Qualitäts-Management. Einige Applikationen werden von den Herstellern nicht mehr gewartet, und bei den selbst erstellten Programmen ist absehbar, dass die Entwickler bald in Rente gehen.

Kernmotiv für die Umstellung auf SAP war eine konzernweite Standardisierung der ERP-Systemlandschaft und der korrespondierenden Geschäftsprozesse, die somit effizienter durch die IT unterstützt werden sollen. Neue Gesellschaften können durch einen Rollout rasch an das zentrale SAP-System angeschlossen werden und die dort definierten IT-Prozesse übernehmen. Damit entfällt der Aufwand für die Harmonisierung unterschiedlicher Strukturen, Systeme und Prozesse, und der Expansionskurs wird besser unterstützt. Meggle verkauft seine Produkte aus Milch und Molke sowie Pharmalactose, einer Trägersubstanz in Medikamenten, inzwischen in mehr als 100 Ländern. Die Nachfrage und damit der Umsatz steigen stetig. Betrug 2010 der Umsatz 700 Millionen Euro, knackte man 2013 die Milliardengrenze.

SQL Server oder HANA

Die Geschäftsführung von Meggle hatte sich daher vor zwei Jahren entschlossen, auf ein ERP-System zu wechseln, das skalierbar, mehrsprachig, mehrwährungsfähig und global in der Meggle-Gruppe einsetzbar ist. Es musste alle Unternehmensbereiche und deren Anforderungen abdecken – von einer Backfirma über die Herstellung von Molkereiprodukten für Konsumenten bis hin zur GMP-konformen Herstellung von Pharmalactose. Schnell kristallisierte sich heraus, dass SAP den Kriterien am besten entsprach.

Bewusst offen ließ man vorerst noch die Entscheidung in der Datenbankfrage. Buchmüller zog anfangs auch die Anschaffung einer klassischen SQL-Datenbank wie MicrosoftMicrosoft SQL Server oder IBMIBM DB2 in Betracht, da hierfür intern bereits Know-how und auch Lizenzen vorhanden waren. Auch Risiken und Chancen der damals noch sehr neuen In-Memory-Technologie von SAP wägte man sorgfältig gegeneinander ab, deren funktionelle und strategische Vorteile überwogen. Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de

Meggle wird die HANA-Plattform künftig auch verstärkt für den "klassischen" Business Case der Datenanalyse nutzen und Funktionen von der klassischen Business-Intelligence (BI)- in die ERP-Welt zurückführen. Werden Abfragen direkt und quasi in Echtzeit auf aktuelle ERP-Daten ausgeführt, liegen auch Reporting-Ergebnisse umgehend vor.

Für das Management seien Veränderungen im operativen Geschäft sofort ersichtlich, und es könne fast ohne Zeitverzögerung darauf reagieren. "Es wird aber noch einige Zeit dauern, bis ERP on HANA einen Beitrag zur Verbesserung und Optimierung unserer Geschäfts- und IT-Prozesse leisten kann", bremst Buchmüller die Erwartungen.

Die Unternehmenszahlen der Meggle AG

Unternehmen - Meggle AG

Hauptsitz

Wasserburg am Inn

Umsatz

990 Millionen Euro (2012)

Mitarbeiter

2.500 (1.300 IT-User)

IT-Kennzahlen

CIO

Peter Buchmüller

IT-Mitarbeiter

> 30

IT-Budget

< 1 Prozent

Zur Startseite