Cloud Computing


T-Systems als Datentreuhänder

Microsoft baut deutsche Cloud-Infrastruktur

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Mit dem neuen Angebot aus Deutschland heraus "öffnet sich quasi eine weitere Tür". Igl geht davon aus, dass diese Tür aus Sicht der Kunden sehr relevant sein wird. Für viele Unternehmen, nicht nur aus datensensitiven Bereichen wie dem öffentlichen Dienst oder dem Gesundheitswesen, würden damit viele Bedenken hinsichtlich der Cloud-Nutzung ausgeräumt. Wie sich diese Erwartungen in zusätzlichen Cloud-Umsätzen auszahlen werden, will Igl nicht näher konkretisieren.

Cloud-Bedenken ausgeräumt?

Mit dem neuen Cloud-Angebot adressiert Microsoft die aktuellen Bedenken der Anwender. Zu den Hauptanforderungen der deutschen Unternehmen an Cloud-Anbieter zählt an erster Stelle, dass die entsprechenden Rechenzentren ausschließlich in Deutschland betrieben werden. Das sagten vor einigen Monaten 83 Prozent der über 400 vom Bitkom und KPMG für den Cloud-Monitor 2015 (PDF-Link) befragten Unternehmen. Außerdem verlangen vier von fünf Unternehmen, dass der Cloud-Anbieter seinen Hauptsitz in Deutschland hat. Diese Forderung hofft Microsoft offenbar durch die Installation des Datentreuhänders zu erfüllen.

Microsoft muss offensichtlich stärker auf lokale Anforderungen und die Bedürfnisse der Kunden Rücksicht nehmen, um sein Cloud-Geschäft zu pushen. Das gilt nicht nur für Europa und Deutschland, sondern auch in anderen Teilen der Welt. Beispielsweise will das kanadische Unternehmen Taser, das Strafverfolgungsbehörden eine Online-Plattform für den Datenaustausch zur Verfügung stellt, von Amazon Web Services (AWS) in die Microsoft-Cloud wechseln.

Beide Cloud-Anbieter hätten zwar vergleichbare Lösungen am Start, würden sich aber in entscheidenden Punkten unterscheiden, hieß es in diesem Zusammenhang. Ein wesentlicher Grund für die Entscheidung, künftig Azure zu nutzen, sei die Tatsache gewesen, dass Microsoft Rechenzentren in Kanada betreibe, sagte Taser-Manager Marcus Womack. Gerade für Unternehmen und Behörden, die besonders auf die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen und -regeln zu achten hätten, sei dies ein wichtiger Aspekt.

Unter Experten findet Microsofts neuer Cloud-Ansatz für den deutschen Markt durchaus positive Resonanz. "Microsofts Datentreuhändermodell (vergleichbar mit der Variante für den chinesischen Markt) ist in seiner Form einzigartig und zeigt die Weitsicht, mit der sich die Microsoft Führungsebene und Rechtsabteilung mit der Herausforderung des deutschen Cloud-Marktes auseinandergesetzt hat", sagt René Büst von Crisp Research.

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