Angriffe auf IT am Arbeitsplatz nehmen zu

Milliardenschäden wegen PC-Frust

18.11.2004
Von Detlef Scholz
Gewaltanwendungen gegen Computer sind zu einem weit verbreiteten Phänomen geworden. 70 Prozent der IT-Fachkräfte haben schon einmal Wutausbrüche und tätliche Übergriffe gegen Rechner erlebt. Die wirtschaftlichen Schäden wegen Computerärger reichen in die Milliarden. Das zeigt eine Magisterarbeit zum Thema Gewalt gegen Computer.

30 Prozent der Computer-Hardware musste bereits Schläge einstecken. Die Maus wird am ehesten angegriffen, gefolgt von Gehäuse und Monitor. Zwei Drittel der PC-Anwender sind gegenüber ihrem Arbeitsgerät schon einmal laut geworden. Etwas mehr als ein Prozent der Befragten hat sogar schon einmal den Monitor vom Tisch gestoßen oder den Computer absichtlich fallen gelassen.

Für das Entstehen von Aggression gegen den Rechner ist es wesentlich, dass Menschen den PC nicht als totes Objekt erleben. Sie haben eher das Gefühl, mit ihm in echter Interaktion zu stehen. Zahlreichen Befragten kommt es so vor, als ob der Rechner absichtlich abstürze, um sie zu ärgern. Viele regen sich auch über unverständliche Meldungen des PCs wie "Error 43272" auf. Auch IT-Manager können eine Ursache sein: Drei Viertel der Befragten der in der Arbeit zitierten Compaque-Studie sagen, dass der IT-Manager nicht in der Lage sei, ihre Probleme mit dem PC zu lösen.

Am aggressivsten gegenüber dem Computer sind Menschen, die eine Art persönlicher Beziehung zu ihm haben. Der typische "PC-Schläger" ist jung und grundsätzlich Gewalt nicht abgeneigt. Auch seine Kollegen verhalten sich dem Computer gegenüber aggressiv. Ein Zusammenhang zwischen Geschlecht und Gewalt gegen den Rechner konnte die Arbeit nicht nachweisen. Zwar lehnen Frauen Gewalt stärker ab als Männer, haben dafür aber oft eine persönlichere Beziehung zum Computer. Als Auslöser für ihre Wutausbrüche gaben die Befragten an, dass ihre Arbeit durch den Computer behindert worden sei.

Teurer Computerfrust

Ursachen für Rechnerabstürze und Fehlfunktionen sind laut der Autorin nicht optimierte Anwenderfreundlichkeit, unausgereifte Software und mangelhafte Bedienerfähigkeiten. Zeitdruck, beispielsweise aufgrund einer Deadline, ist ein eskalierend wirkender Faktor. Computerfrust verringert die Arbeitsmotivation und die Arbeitszufriedenheit. Er kann sogar Depressionen und psychosomatische Störungen hervorrufen. Wirtschaftliche Schäden sind ein Abnehmen der Produktivität, erhöhte Fluktuation und wachsende Krankheitsraten. Personen, die sich oft von ihrem Rechner frustriert fühlen, versuchen zudem, die Arbeit daran zu minimieren.

Um Computerfrust zu vermeiden, empfehlen Experten vor allem eine bessere PC-Ausbildung und anwendergerechte Software. Gesteigerte Nutzerkenntnisse korrelieren direkt mit weniger PC-Pannen. Frustration und Aggression nehmen dann folglich ab. Je besser das Anwenderverständnis, desto geringer ist die persönliche Beziehung zum PC ausgeprägt und desto höher liegt die Schwelle für Gewaltanwendung.

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