Strategien


Digitale Transformation

Mit Blockchain zur Disruption



Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Thor Olavsrud ist Senior Writer bei CIO.com und beschäftigt sich mit IT-Security, Big Data, Open-Source-Technologie sowie Microsoft-Tools und -Server-Systemen. Er lebt in New York.

Für Software- und Service-Provider, die darauf nicht vorbereitet sind, könnte das das Aus bedeuten. Das Resultat der durch die Blockchain verursachten Disruption könnte jedoch noch deutlich signifikanter ausfallen, wie Champion de Crespigny darlegt: "Ich finde die Idee, dass Wert nur zu einer anderen Form von Daten wird, sehr interessant. Das ermöglicht einer bislang vor allem vertikalen Industrie, in die Horizontale zu wechseln und branchenübergreifend zu arbeiten."

Auch für die Verteilung von Server-Workloads scheint die Blockchain-Technologie eine vielversprechende Lösung darzustellen. Davon wären wiederum insbesondere die Cloud-Provider betroffen. Im Bereich der IT-Security könnte die Blockchain hingegen in Sachen Authentifizierung für eine Revolution sorgen und zur vertrauenswürdigen Basis für jede Art von Machine-to-Machine-Kommunikation im Internet of Things werden. "In diesem Bereich können Sie die Technologie nicht einfach ausblenden", so der Ernst & Young-Experte, "Sie müssen das Konzept der Technologie verstehen und welche Auswirkungen sie auf ihr Unternehmen haben kann. Sie müssen ihre aktuellen Geschäftsmodelle und -prozesse in Frage stellen: Machen Sie die Dinge, weil sie schon immer so gemacht werden oder gibt es bessere Wege zum Ziel?"

Preis auf Nutzungsbasis 2.0

Der Aufstieg des Cloud Computing hat viele Unternehmen bereits dazu bewogen, auf Tarif-Modelle umzuschwenken, deren Preis sich nach der Nutzung richtet. Im Bereich Internet of Things scheint man sich diesem Trend anzuschließen. Wenn nun noch Blockchain-Technologien hinzukommen, könnte die Adaption solcher "Preis auf Nutzungsbasis"-Modelle noch einmal deutlich an Geschwindigkeit zulegen, wie Greg Cudahy von Ernst & Young erklärt: "Solche Preismodelle werden disruptiv auf Geschäftsprozesse wirken. Vielleicht werden in Zukunft auch Chiphersteller ihre Rechnungen nicht mehr auf Basis der Kosten für einen Chip stellen, sondern sie individuell auf Grundlage des Nutzungsverhaltens der Kunden erstellen."

Zeitgleich hat die Blockchain aber auch das Potenzial, die Buchhaltung und den Umgang mit regulatorischen Anforderungenin Unternehmen maßgeblich durch Kostenreduktion zu verändern. Channing Flynn, Steuerexperte bei Ernst & Young, zeichnet ein Bild der Zukunft: "Heute werden die Validationsprozesse, die nötig sind, um die Höhe der Einnahmen nachzuweisen und entsprechend zu versteuern, rückwirkend ausgeführt. Mit Hilfe der Blockchain-Technologie, könnte man das in Echtzeit und mit maximaler Transparenz erledigen."

Im folgenden wollen wir Ihnen einige weitere, ziemlich disruptive Blockchain-Szenarios von Ernst & Young nicht vorenthalten:

  • Embedded Health:Ein Informations-Ökosystem für das Gesundheitswesen, das auf Basis der Blockchain-Technologie Versicherer, Gesundheitsinstitutionen und Patienten verbindet.

  • Digital-Rights-Management:Die Nutzungs-Historie von Musik-Dateien könnte künftig von einer öffentlichen Blockchain erfasst werden. Künstler könnten ihre Musik im Rahmen eines Blockchain-basierten Ökosystems veröffentlichen. Durch die reduzierten Transaktions-Kosten könnte die Blockchain neue Verleih-Modelle auf Basis neuer Werte etablieren.

  • Pay-for-performance:Im Fall von Smart Contracts kann die Blockchain automatisch Pay-for-performance-Vereinbarungen ausrollen. Die Zeiten, in denen die Pizza nach 30 Minuten Lieferzeit graits war, könnten durch die Blockchain ein Revival erleben. Eventuell könnte der Einsatz der Blockchain hier auch zu einerDegression führen.

  • Auto-Vollstreckung: In einer Welt, in der jede digitale Transaktion in Echtzeit aufgezeichnet wird, ist kaum noch Raum für verdeckte, illegale Transaktionen, um dem Arm des Finanzamts zu entkommen.

  • Industrielle Vermischung:Durch die Blockchain könnte eine völlig neue Business-Welt entstehen, die von flexiblen Partnerschaften geprägt ist. Gemeint sind damit solche Allianzen, in denen eine oder mehrere Parteien sich den Anlagegütern oder Ressourcen anderer bedienen, um neue Geschäftswerte zu erschließen. Dabei erfüllen besagte Güter oder Ressourcen zu jeder Zeit weiterhin ihren eigentlichen geschäftlichen Zweck.

  • Industrial IoT:Bei Ernst & Young glaubt man daran, dass die Blockchain-Technologie Unternehmen dabei helfen kann, ihre industriellen Ressourcen durch allumfassende Vernetzung effizienter zu nutzen. Eine umfängliche Integration in einen digitalen Echtzeit-Marktplatz, wo Unternehmen ungenutzte Betriebszeiten kaufen und verkaufen können, könnte das gewährleisten.

"Es ist Zeit, strategisch und analytisch darüber nachzudenken, wie Sie sich selbst effektiv einer Disruption aussetzen - bevor das andere tun," zieht Champion de Crestigny sein Fazit, "Unternehmen sollten neue Möglichkeiten evaluieren, die die Blockchain ihnen bietet, die Risiken bewerten und auf das richtige Timing achten, um Wettbewerbsvorteile nicht nur zu erzielen, sondern auch zu behalten."

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation cio.com.

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