Südafrika

Mit Gummibärchen zum Braai

25.08.2008
Von Michael Gatermann

Die Zahlen sind erschreckend genug: 2006 gab es in Südafrika 18.528 Morde, 54.926 Vergewaltigungen, 119.726 bewaffnete Raubüberfälle. Die meiste Gewalt trifft die Armen in den Townships, immer wieder geraten aber auch Besucher in die Schusslinie: Weltweite Schlagzeilen machte etwa der Raubmord an dem österreichischen Sportmanager Peter Burg-Staller beim Besuch einer Fifa-Delegation 2007.

"Schwarze Partner öffnen Türen"

Wegen der hohen Gewaltbereitschaft der Täter bewegt sich auch Claas Daun in Südafrika vorsichtig: "Wenn Sie zu Fuß unterwegs sind, sollten Sie auf keinen Fall eine auffällige Rolex am Handgelenk tragen oder das Portemonnaie so in die Hose stecken, dass es sich deutlich abzeichnet."

Knigge rät zur Vorsicht: Viele haben die Waffe stets griffbereit.
Knigge rät zur Vorsicht: Viele haben die Waffe stets griffbereit.

Auch wer ins Gespräch versunken mit dem Handy am Ohr durch die Menge geht, muss damit rechnen, dass ein Dieb ihm das Mobiltelefon entreißt. Unbegleitetes Township-Sightseeing und nächtliche Parkspaziergänge verbieten sich natürlich auch. Die Einheimischen stellen sich auf die allgegenwärtige Bedrohung ein und bewaffnen sich. Wenn jemand etwa abends nach einer Reifenpanne sein Rad wechselt, hat er neben dem Wagenheber oft eine Waffe griffbereit liegen.

Trotzdem widerspricht Daun dem Vorurteil, dass Südafrika ein besonders gefährliches Pflaster ist. "Risiken gibt es überall", sagt der Mann, der in Südafrika etwa 10.000 Menschen in Autozulieferbetrieben und in der Fleischproduktion beschäftigt, "ich bin seit 1990 jedes Jahr für viele Monate dort im Lande. Einmal wurde mir das Portemonnaie gestohlen, sonst ist nichts passiert."

Pragmatisch geht auch Christoph Köpke, bis Ende 2004 Chef von DaimlerChrysler in Südafrika und heute Besitzer einer Blumenfarm in der Nähe von Pretoria, mit der Bedrohung um. Um das Farmhaus hat er einen Elektrozaun gezogen, und sein Schlafzimmer sichert eine Stahltür: "Wir wollen nicht im Schlaf von ungebetenem Besuch überrascht werden." Im Alter von drei Jahren ist Köpke 1950 mit seinen Eltern nach Südafrika gekommen, seitdem lässt das Land ihn nicht los.

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