Analysten-Kolumne

Mut zur Ausbildung: Was deutsche IT-Services-Anbieter von Klinsmann lernen können

Andreas Stiehler ist Principal Analyst bei Pierre Audoin Consultants (PAC).
Auf die Pirsch gehen, Beute machen, in die Tasche greifen - IT-Dienstleister sind wieder auf der Jagd nach Personal. Dass dabei die Gehälter für begehrte Mitarbeiter kräftig in die Höhe schießen können, lässt sich vermeiden: Nach dem Beispiel von Deutschlands Erfolgstrainer Jürgen Klinsmann sollten Firmenleitungen erst einmal im eigenen Revier nach den Filetstücken suchen.

Die konjunkturelle Belebung im IT-Services-Markt schlägt sich auch im Personalbedarf der IT-Dienstleister nieder. Nach den Ergebnissen der aktuellen Marktanalyse IT Services 2006 von Berlecon Research rechnen mehr als die Hälfte der deutschen IT-Services-Anbieter in diesem Jahr mit einer Aufstockung des Personals.

Der zunehmende Personalbedarf erstreckt sich jedoch nicht auf alle Tätigkeitsfelder gleichermaßen. Auf dem Wunschzettel vieler IT-Services-Anbieter stehen ausgemachte Spezialisten, die umfangreiche Projekterfahrung und Beratungskompetenz mitbringen. Schließlich sind wahre Experten rar - und damit die für Expertenwissen erzielbaren Preise hoch.

Das spiegelt sich auch in den Tagessätzen wider, die von den IT-Dienstleistern 2005 erzielt wurden und sich deutlich nach erforderlicher Qualifikation und Erfahrung unterscheiden. So wurden Tätigkeiten, die spezifisches Technik-Know-how, Beratungskompetenz oder Projekterfahrung voraussetzen, deutlich besser entlohnt als Aufgabengebiete mit vergleichsweise geringem Anforderungsprofil. Zudem fallen auch die Erwartungen für die zukünftige Entwicklung der Tagessätze für hochqualifizierte Tätigkeiten tendenziell optimistischer aus.

Nicht nur die Gehälter der umworbenen Experten steigen, sondern auch die Kosten für deren Suche

Bühne frei also für die Jagd nach erfahrenen Spezialisten? Dabei übersehen die Jäger gern, dass mit dem kollektiven Run auf die wenigen Spezialkräfte nicht nur deren Lohn, sondern auch die Kosten für die Expertensuche steigen. Das lässt befürchten, dass sich die Belebung im IT-Services-Markt weniger in den Gewinnen der Anbieter als vielmehr in den Bilanzen von Headhuntern und auf den Gehaltsabrechnungen der Spezialisten widerspiegelt.

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