Schreibtischkultur

My Büro is my Castle

17.02.2012
Von Judith-Maria Gillies

Lernen von den Vertriebsprofis

Jede Menge Grünpflanzen: Eines der Büros von Google in Zürich.
Jede Menge Grünpflanzen: Eines der Büros von Google in Zürich.
Foto: Google

Erlaubt ist in Deutschlands Büros also alles, was gefällt. Allerdings würde sich genaueres Hingucken durchaus lohnen. Denn der Privatkram am Arbeitsplatz gibt Führungskräften und Kollegen wertvolle Hinweise. "Vorgesetzte können viel aus der Arbeitsplatzgestaltung ihrer Mitarbeiter herauslesen - wenn sie diese Möglichkeit bewusst nutzen", erklärt Egon Stephan, Leiter des Psychologischen Instituts der Universität Köln. Um die Signale richtig zu deuten, reicht der aufmerksame Blick auf verschiedene Schreibtische.

Was man dort im Durchschnitt zu sehen bekommt, gilt als ungeschriebene Betriebsnorm in Sachen Gestaltungsrichtlinien. "Weicht ein Kollege stark davon ab, fehlt es ihm entweder an der notwendigen Sensibilität, oder er verletzt die Normen absichtlich", so der Psychologe. "In beiden Fällen kann man davon ausgehen, dass der betreffende Mitarbeiter Probleme haben wird, sich in bestehende Abläufe und Teams zu integrieren."

Michael Breidung, Stöger & Partner: "Vielen Mitarbeitern ist gar nicht bewußt, dass sie mit der Einrichtung ihres Büros bestimmte Signale aussenden."
Michael Breidung, Stöger & Partner: "Vielen Mitarbeitern ist gar nicht bewußt, dass sie mit der Einrichtung ihres Büros bestimmte Signale aussenden."
Foto: Privat

Der Blick ins Büro als Blick in die Seele? Dieser Zusammenhang dürfte manch einen IT-ler überraschen. "Vielen Mitarbeitern ist gar nicht bewusst, dass sie mit der Einrichtung ihres Büros bestimmte Signale senden. Dabei ist den meisten von ihnen wichtig, wie sie auf andere wirken", sagt Michael Breidung, Geschäftsführer der Personalentwicklungsgesellschaft Stöger & Partner in Markt Schwaben. Er empfiehlt IT-Kräften, sich bei Vertriebsprofis etwas abzugucken.

Denn in dieser Berufsgruppe gehört es zum Standardrepertoire, sein Gegenüber schon beim ersten Kennenlernen richtig einzuschätzen. Die Regeln lauten: Umgibt sich ein Mitarbeiter mit privaten Dingen, ist er offen für persönliche Gesprächseinstiege. Richtet er sich dagegen völlig unpersönlich ein, hat er keinen Sinn für persönliches Geplauder und will lieber gleich zur Sache kommen. Breidung: "Wer sein Gegenüber richtig einordnet, kann schnell die passende Ansprache herausfinden."

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