Emirates Airlines

Neue Einfachheit aus dem Nichts

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Dabei war die IT-Landschaft eigentlich aus lauteren Motiven entstanden: Wann immer die Airline Bedarf
an neuen IT-Services anmeldete, beantwortete die IT-Abteilung die Anfrage mit dem Aufbau eines neuen
Systems, das dann via Middleware oder über selbst geschriebene Schnittstellen mit den vorhandenen Applikationen verknüpft wurde. "Ein wesentlicher Grund für das Chaos war, dass sich die IT als reiner Dienstleister und nicht als Business-Partner verstand. Aber es fehlte halt eine zentrale Sicht auf die gesamte IT-Architektur und vor allem eine ordnende Hand", beschreibt Naef die Vergangenheit.

Der Wildwuchs von IT-Systemen ist indes nicht auf die arabische Halbinsel beschränkt: Alle Unternehmen
haben - in unterschiedlichem Umfang - mit ihrer historisch gewachsenen Infrastruktur zu kämpfen. Dennoch gibt es in Dubai eine Reihe von Faktoren, die das Ausufern der Infrastruktur begünstigen: In der dynamisch wachsenden Region ist keiner der weltweit tätigen IT-Dienstleister vertreten - der Gedanke an
Outsourcing kommt hier niemandem in den Sinn.

Außerdem hat der Faktor Kostensenkung - ein wichtiges Motiv hierzulande für die Vergabe von IT-Dienstleistungen - in den Vereinigten Arabischen Emiraten keinen so hohen Stellenwert. Denn abgesehen davon, dass Kosten eine untergeordnete Rolle spielen, liegen die IT-Gehälter in Dubai in der Größenordnung des Offshore-Mekkas Indien. Mehr als 90 Prozent der 1.600 IT-Mitarbeiter bei Emirates sind Inder - zudem unterhält die Airline mehrere Entwicklungszentren in Indien. Und es gibt einen weiteren Grund für den IT-Wildwuchs: "Hier herrscht eine unglaubliche Aufbruchstimmung und eine "Alles ist möglich"-Mentalität. Eine Facette davon ist der Grundsatz, möglichst alles selbst zu machen", hat Naef beobachtet.

50 Fluglinien nutzen Emirates-IT

Für alle IT-Aufgaben haben die Emirates 1996 den IT-Dienstleister Mercator gegründet, der für die Airline wie auch IT-Services für alle Unternehmen der Emirates-Gruppe zuständig ist. Aber die Fluglinie ist mit Abstand der größte Kunde: Für sie entwickelt und betreibt Mercator IT-Lösungen für Passagier- und Frachtabwicklung sowie kommerzielle Lösungen für die Airline- und Airport-Industrie. Mehr als 50 Fluglinien weltweit setzen Systeme von Emirates Airline ein.

Doch gerade für die Fluglinie der Emirates drohte die IT zur Bremse auf ihrem steilen Wachstumskurs zu
werden. Die Airline, die im Jahre 1985 mit gerade mal drei Flugzeugen und den drei Destinationen Karatschi, Delhi und Mumbai gestartet war, hat sich zur Drehscheibe für den Luftverkehr zwischen Europa, Nahost und Asien entwickelt. Sie verfügt heute über eine der weltweit modernsten Flotten und bedient mit 102 Flugzeugen 89 Zielflughäfen. Bis 2012 sollen weitere 110 Flugzeuge in den Dienst gestellt werden, und die Flotte soll auf 212 Maschinen anwachsen. Und die Anforderungen an die IT der Fluglinie nehmen ständig zu: Immer mehr Geschäftsvorfälle - sowohl B2B als auch B2C - werden online abgewickelt. Immer mehr Systeme werden zu geschäftskritischen Erfolgsfaktoren - und innovative Geschäfts- und Preismodelle lassen sich nur mit Hilfe einer flexiblen und agilen IT schnell umsetzen.

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