Supply Chain Management

Noch Luft in der Lieferkette

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Vertrauen entscheidet über Erfolg von SCM

Häufig sind SCM-InitiativenSCM-Initiativen von Großunternehmen getrieben, die ihre - meist erheblich kleineren - Zulieferer in ihre Zulieferkette integrieren wollen. Im Idealfall profitieren beide Seiten davon. Nicht selten wird jedoch der kleiner Partner gegen seinen Willen in die digitale Lieferkette hineingezwungen. Spätestens dann stößt die firmenübergreifende Systemintegration auf weitere Hindernisse: Fehlt das Vertrauen, gibt es Vorbehalte gegen eine tiefgreifende Vernetzung, denn sie eröffnet zwangsweise Einsichten in Unternehmensbereiche, die bisher vor den Augen der Öffentlichkeit und Geschäftspartner verborgen waren. "Vertrauen und gerechte Verteilung von Lasten und Gewinnen sind eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen von Supply Chains, betont deshalb Schüller. Alles zu Supply Chain auf CIO.de

Zudem haben Unternehmen meist mehr als einen Kunden und sind deshalb an vielen Supply-Chains beteiligt. "Auf jeder Stufe der Lieferkette gibt eine 1:n-Beziehung; das führt schnell zu einer Komplexität, die verhindert, dass das theoretische Potenzial von SCM voll ausgeschöpft werden kann, sagt Schüller, der über Supply-Chains promoviert hat. Projekte, die auf vollkommene Vernetzung aller Beteiligten der Wertschöpfungskette zielen - vom Rohstofflieferanten bis zum Kunden -, sind nach Ansicht aller Experten zum Scheitern verurteilt.

Gerade die ehrgeizigsten Vorhaben, die auf komplette Vernetzung über mehrere Stufen zielten, sind reihenweise gescheitert oder wurden auf ein realistisches Maß zurückgestutzt. Denn die SCM-Vorreiter konnten die selbst geweckten Erwartungen und allzu hochgesteckten Ziele oft auch in jahrelangen Projektlaufzeiten nicht erfüllen. Inzwischen ist das Dogma der totalen Lieferkettenvernetzung einem realistischeren Szenario gewichen: Einhellig raten alle Experten zu einem modularen Auf- und Ausbau der Lieferkette. Der richtige Ansatz seien kleine Schritte, die Schlüsselprodukte oder -lieferanten nacheinander in die Supply-Chain integrieren. Solche Projekte versprächen einen nachweisbaren RoI in absehbaren Zeiträumen.

Marktbeobachter sehen SCM denn auch wieder im Aufwind. Zwar werde es keine Steigerungsraten von mehr als 20 Prozent mehr geben, aber "nach dem Einbruch und der Ernüchterung konstatieren wir jetzt eine realistischere Herangehensweise und rechnen über die nächsten Jahre mit einem soliden einstelligen bis niedrigen zweistelligen Wachstum, sagt Analyst Glas. In SCM-Projekten steckt noch erhebliches Einsparpotenzial, da sind sich alle Experten einig. Mit Augenmaß und realistischen Zielen lässt es sich nach und nach erschließen.

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