"ZEIT Online"

NSA und CIA spionieren auch mit Technik von SAP

Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
SAP hat laut Medienberichten durch Zukäufe von kleineren Unternehmen und Verträge mit anderen Softwareherstellern gezielt amerikanische Geheimdienste als neue Kunden gewonnen.

Das berichtet "ZEIT Online" unter Berufung auf Recherchen des ARD-Politmagazins "Fakt". Vor allem SAPs Datenbanktechnologie "HANA" macht demnach das Unternehmen für die Spionage-Dienste NSA und CIA interessant. Das In-Memory-System ermögliche wohl die derzeit schnellste Datenverarbeitung überhaupt. "ZEIT Online" hatte schon früher aufgedeckt, dass auch der deutsche Auslandsgeheimdienst BND HANA anschaffen will, um große Datenmengen in Echtzeit auswerten zu können.

SAPSAP kaufte dem Bericht zufolge bereits 2007 den amerikanischen Suchtechnik-Entwickler Inxight. Mit dessen Technik lassen sich große Datenmengen bei Massenüberwachungen in kürzerer Zeit und mit weniger Personal durchsuchen. "Inxight löst das Problem der amerikanischen Überwachungsprogramme, die enormen Mengen an Daten durchsuchbar zu machen und relevante Ergebnisse zu erhalten", wird der belgische Unternehmer Jo Lernout zitiert, der jahrelang selbst Software für Geheimdienste entwickelte (einige seiner ehemaligen Angestellten gingen zu Inxight und sind jetzt bei SAP). Alles zu SAP auf CIO.de

Mit weiteren NSA-Dienstleistern wie Palantir und Attensity soll SAP exklusive Verträge abgeschlossen haben. Beide Firmen wurden vom CIA-Investment-Arm In-Qtel mitaufgebaut. Das aktuell auf neun Milliarden Dollar geschätzte Startup Palantir ist spezialisiert darauf, große Datenmengen aus verschiedenen Informationsquellen zusammenführen, aufzubereiten und darzustellen, um sie für Analysten auswertbar zu machen. Attensity wiederum stellt SAP die Inxight-Technologie zur Verfügung. Die Lösungen des Suchsoftware-Spezialisten sind meist individuell angepasst für US-Regierungsstellen; man kann damit unter anderem E-Mails automatisiert nach bestimmten semantischen Inhalten zu durchsuchen.

Durch seine Zukäufe und Verträge war SAP dem Bericht zufolge so aufgestellt, dass es 2012 eine Tochterfirma gründete, die sich hauptsächlich auf den US-Sicherheits- und Geheimdienst-Markt konzentriert. Über SAP National SecuritySecurity Services (NS2) wickelt SAP die Aufträge der US-Regierung ab, die Vorstandsvorsitzende war vorher Chefin der Heimatschutzbehörde. NS2 unterliege als US-Unternehmen Sicherheitsgesetzen wie dem U.S. Patriot Act, heißt es weiter, der die Offenlegung von unternehmenseigenen Informationen gegenüber Geheimdiensten möglich mache. Wirtschaftlich lohne sich das Geschäft für SAP: Im Gründungsjahr machte die US-Tochterfirma bereits 130 Millionen Dollar Umsatz. Alles zu Security auf CIO.de

"In diesen Markt einzutreten ist eine Strategie, die SAP seit Jahren fährt, da sie nur Komponenten und Firmen kaufen, die nur in diesem Überwachungsmarkt eine sinnvolle Anwendung finden", sagt dazu Linus Neumann, Sprecher des Chaos Computer Clubs (CCC).

Auf ingesamt 13 Fragen von "Fakt" an den Walldorfer Konzern zu seinem Engagement für amerikanische Geheimdienste antwortete Firmensprecher Marcus Winkler pauschal mit der Aussage, SAP würde zu "Kundenbeziehungen keine Informationen veröffentlichen." Den ganzen Beitrag zur Zusammenarbeit von SAP und den US-Geheimdiensten sendet die ARD heute Abend ab 21.45 Uhr.

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