Projekt Mendocino

Nun finden sie doch zueinander

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Hält die Lösung, was ihre Hersteller versprechen, dürften sich die Anwender künftig auch mit dem Umgang unternehmenskritischer Informationen leichter tun. Versionsbrüche zwischen Desktop- und Back-Office-Anwendungen verschwinden. "Den Verantwortlichen gibt das ein erhebliches Mehr an Kontrolle", wirbt SAP-Manager Graf.

Noch nicht ausreichend

Für ihn steht hinter dem Projekt jedoch noch mehr als das reine Produkt. Es geht ihm auch um die Glaubwürdigkeit des Walldorfer Softwareriesen. Schließlich wurde mit Schlagwörtern wie Service-orientierte Architektur oder Netweaver viel Staub im ERP-Umfeld aufgewirbelt. Mit der neuen Lösung wird die Idee greifbar. Die Kopplung von Office und den bereitgestellten SAP-Prozessen geschieht über Web-Services-Schnittstellen. "Mendocino ist ein konkretes Beispiel, wie SAP solche Services bereitstellt. Wir nutzen hier die Offenheit von Microsoft .NET und der Enterprise Services Architecture von SAP", sagt Graf.

Als einen Schritt in die richtige Richtung, aber längst nicht ausreichend bezeichnen Marktbeobachter das Projekt. "Mendocino wird noch nicht zu einer echten Integration für den modernen Wissensarbeiter führen", bemängeln die Gartner-Analystinnen Yvonne Genovese and Betsy Burton. "Hierfür hätten sich beide Anbieter weit mehr öffnen müssen." Die Zahl der ausgewählten Geschäftsprozesse sei noch zu gering, aber es bestehe ja Hoffnung auf mehr Integration mit den nachfolgenden Versionen.

Anstoß für mehr Integration

Nicht zuletzt könnte Mendocino dem gesamten Markt für Business-Software den längst überfälligen Anstoß zu mehr Integration geben. "CIOs können mit einer Serie ähnlicher Partnerschaften zwischen Herstellern von Geschäftsanwendungen und Arbeitsplatzlösungen rechnen", prognostizieren die Analystinnen in ihrem Bericht "Mendocino Next Step Toward Integrated Contextual Workplace". SAP werde wahrscheinlich andere Produkte ebenso integrieren, wie Microsoft die Zusammenarbeit mit anderen Business-Applikationen ausbaue - nicht zuletzt mit der eigenen Lösung Microsoft Business Solution (MBS).

Kurzfristig dürfte SAP einen Wettbwerbsvorteil davontragen, da die Kunden den Vorteil einer OfficeIntegration honorieren. Auch für Microsoft sollte sich das Geschäft mit seinen bislang lukrativsten Produkten Windows und Office weiter festigen, glauben Genovese und Burton.

Verkauft wird die neue Software sowohl von Microsoft als auch von SAP - so viel ist klar. Was sie kosten soll und welche Lizenzstrategie die Hersteller fahren wollen, bleibt jedoch noch im Dunkeln.

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