Lastwagen-Chef

Nun muss Wolfgang Bernhard Daimler verlassen

12.02.2017
Die Nachricht trifft den Konzern überraschend. Daimlers Nutzfahrzeug-Vorstand Wolfgang Bernhard wollte seinen Vertrag nicht verlängern. Der Autobauer reagierte und stellte Bernhard von seinen Aufgaben frei - mit sofortiger Wirkung.
Daimlers Lastwagen-Chef Wolfgang Bernhard muss den Konzern verlassen.
Daimlers Lastwagen-Chef Wolfgang Bernhard muss den Konzern verlassen.
Foto: Daimler AG

Der Vorstand werde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben freigestellt, teilte der Konzern am Freitag mit. Zuvor hatte Bernhard überraschend erklärt, dass er seinen bis Februar 2018 laufenden Vertrag nicht verlängern will. Bernhard scheide auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen aus, hieß es in der Pressemitteilung. Übergangsweise werde Konzernchef Dieter Zetsche die Leitung des Geschäftsfelds übernehmen. Zetsche hatte den Posten des Nutzfahrzeugchefs schon einmal inne - Ende der 1990er Jahre.

Schon am Donnerstagabend war bekannt geworden, dass Bernhard nicht weitermachen will. Laut "Spiegel Online" erklärte der 56-Jährige, dass er künftig selbstständig arbeiten wolle, möglicherweise als Investor. Selbst unter Aufsichtsräten war von Bernhards Plänen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nichts bekannt gewesen. Das Kontrollgremium tagte erst am Freitag.

Als potenzielle Nachfolger Bernhards werden die Namen von Volker Mornhinweg, Chef der Transporter-Sparte, und Stefan Buchner, Chef der LastwagenmarkeLastwagenmarke Mercedes-Benz und verantwortlich für das Europageschäft, ins Spiel gebracht. Beide sind mit 57 Jahren allerdings schon älter als Bernhard selbst. Chancen werden auch dem Produktionschef der Pkw-Sparte, Markus Schäfer (51), eingeräumt. Er bringe die Technikaffinität mit, die für das Lastwagengeschäft notwendig sei, heißt es im Umfeld des Konzerns. Auch das Alter spricht für Schäfer. Top-Firmen der Branche Automobil

Bernhards Abgang trifft den Autobauer zu keinem glücklichen Zeitpunkt. Das Lastwagengeschäft läuft derzeit nicht rund, weil wichtige Märkte wie Nordamerika schwächeln. Im vergangenen Jahr verkauften die Stuttgarter mit 415100 Einheiten knapp 90000 weniger als im Vorjahr. Wichtige Märkte wie Nordamerika, Brasilien und Indonesien schwächelten. Dabei schaffte es Bernhard, trotz der Schwäche die Gewinnmarge hoch zu halten.

Ein neues Sparprogramm über jährlich 400 Millionen Euro soll den Bereich - zumindest, was den Gewinn angeht - wieder auf Kurs bringen. Bernhard wollte Details dazu bis Ende März ausarbeiten. Auch einen Stellenabbau schloss der als harter Sanierer bekannte Manager zuletzt nicht aus. Der Betriebsrat mahnte nun eine "Vorwärtsstategie" an. Daimler-Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht sagte den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung": "Kostenoptimieren kann jeder, aber das Geschäftssystem so weiterzuentwickeln, dass neue Kunden gewonnen und zusätzliche Umsätze generiert werden - das kann nicht jeder."

Bernhard war 1994 zum Konzern gekommen und hatte sich im Alter von 42 Jahren in die Vorstandsetage des US-Autobauers Chrysler hochgearbeitet. Nach einem Streit mit dem Betriebsrat und dem damaligen Daimler-Chef Jürgen Schrempp musste er 2004 gehen und landete bei Volkswagen. Nach seiner Rückkehr zu DaimlerDaimler 2009 wurde er als Nachfolger von Zetsche gehandelt. Inzwischen gilt aber der deutlich jüngere Entwicklungsvorstand Ola Källenius als Kronprinz. Top-500-Firmenprofil für Daimler

Dessen Vertrag verlängerte der Aufsichtsrat nun turnusmäßig um weitere fünf Jahre - bis Ende 2022. Damit dürfte schon jetzt feststehen, dass Källenius länger bei dem Konzern bleiben wird als Vorstandschef Dieter Zetsche, dessen Vertrag Ende 2019 ausläuft.

Gleichzeitig stehen Veränderungen im Aufsichtsrat an. Der Staatsfonds Kuwaits bekommt einen Platz in dem Kontrollgremium, der frühere Bosch-Manager Bernd Bohr räumt dafür seinen Posten bei der Hauptversammlung Ende März. Für ihn soll Bader Mohammad Al Saad, Direktor des Staatsfonds, nachrücken. Kuwait ist seit 40 Jahren Anteilseigner bei Daimler und hält 6,8 Prozent der Aktien - hatte allerdings nie einen Sitz in dem Kontrollgremium. (dpa/rs)

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