Der Milliarden-Konzern Marquard & Bahls

Nur keine unnötige Eile

Trotz der neuen Entscheidungswege und Organisationsstruktur war der Spagat offensichtlich: Zum einen einigten sich die Manager darauf, die lokale Flexibilität und Geschwindigkeit erhalten zu wollen und damit die Tradition des Familienunternehmens fortzusetzen, zum anderen sollte sich die lokale IT mit einem zentralen Team synchronisieren. Jedes Profit Center dürfe sich jetzt aus "Warenkörben" bedienen, so die Devise von Marquard & Bahls.

Der Hauptsitz von Marquard & Bahls in Hamburg.
Der Hauptsitz von Marquard & Bahls in Hamburg.

IT-Manager Kaiser lobt die lokale Vielfalt des Unternehmens neben der konzernweiten Effizienz. Und wenn nun ein Standard bei den Hamburgern erwogen wird, dann vereinfacht es die Sache, wenn die Ideen aus einem der weltweit verteilten dezentralen Profit Centern kommen - wie bei "White Angel". Dann kann er sich einen Teil der Überzeugungsarbeit sparen.

Zu gut kennt der CIO die Meinung der lokalen IT zu globalen Standards: langweilig, nicht innovativ, wollen besser sein als Standard - heißt es fern der Zentrale. Und: Standards bringen keine Anerkennung. Kaiser tut nicht so, als ob es ihn nichts anginge, und argumentiert nicht umgehend mit dem Totschlag-Argument Kosten, sondern sagt: "Vorbehalte sind schmerzhaft, und sie müssen berücksichtigt werden." Als Gründe für den behutsamen Umgang mit diesem Thema gibt er an, die Diskussionen "lieber vorher als nachher" führen zu wollen. "Wir vereinbaren die Standards, verordnen sie nicht", sagt IT-Manager Kaiser. "Die Diskussionen sind ergebnisoffen, und die Profit-Center können sie mitgestalten. Die Menschen sind nämlich nicht immer so unvernünftig." Kaiser: "Trotzdem haben wir keine Basisdemokratie."

Neben globalen Standards wie etwa dem Office-Paket von Microsoft oder einer Mail- und Collaboration-Plattform, die jeder nutzt, sind das auch Lösungen aus einzelnen Geschäftsbereichen:

  • Der Bereich Oiltanking, der weltweit 75 Tanklager in 21 Ländern betreut, setzt seit Kurzem auf einen Standard für das Reporting - und zwar in der Basis auf die Oracle-E-Business-Plattform. Drei verschiedene Systeme in Europa, ein anderes in den USA und eins in Deutschland verkomplizierten die Logistik des Öltankgeschäfts. Oscar heißt das Produkt, für Oil System Competence and Reporting, das zu 80 Prozent individuell angepasst werden musste.

  • Wie "White Angel" von den Fachbereichen getrieben, ist der Einsatz von Outlook Soft. Inzwischen wurde die Firma von SAP übernommen und in die SAP-Suite als Business-Planning-Consolidation (BPC)-Tool integriert. In mehr als 30 Profit Centern im Oil-Tanking-Bereich ist dieser Standard heute im Einsatz. Und auch Mabanaft überlegt einen Umstieg auf den Standard aus dem Marquard & Bahls-Warenkorb.

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