Vorbilder und Werte für Frauen in Führungspositionen

"Ohne Macht lässt sich nicht führen"

08.02.2016
Von Barbara Strohschein

Tradierte Werte, denen Frauen entsprechen sollen?

Das sind die Chefinnen und Chefs, die fair sind, auf die man sich auch in Konflikten verlassen kann, die Verantwortung zeigen, die gerecht handeln und nicht kompromittierbar sind. Eine Führungspersönlichkeit, die diese "Qualitäten" nicht hat, kann zwar trotzdem ökonomisch erfolgreich sein, aber zum Vorbild, dem man gerne folgt, eignet sie sich wohl nicht.

Es hat eine lange Tradition, dass Frauen nichtführen, sondern dienen sollen. Dienen ist mit Tugenden wie Duldsamkeit, Nachgeben, Schweigen und Hinnehmen verbunden. Aber lässt sich mit solchen Tugenden Macht ausüben? Auch wenn dies für manche Ohren provokativ klingt: Ohne Macht lässt sich nicht führen. Macht bedeutet, zielgerichtet und steuernd zu handeln, anderen zu sagen, was zu tun ist und nicht abzuwarten, bis man "behandelt" wird.

Wenn Frauen in Führungspositionen sind, müssen sie per se Macht ausüben. Aber ist das gern gesehen? Widerspricht Machtausübung nicht den Werten, denen Frauen zu entsprechen haben? Bis heute - trotz Emanzipation - ist es keineswegs selbstverständlich, dass mächtige Frauen das sind, was "man" will. Macht ist das, was Männern zusteht.

Bis heute werden tradierte männliche Werte gegen tradierte weibliche Werte ausgespielt: Männer setzen sich durch, statt nachzugeben, sind unnahbar und unerbittlich. Frauen sind kommunikativ, verbindlich und lassen Nähe zu. Männer entscheiden und handeln schnell, Frauen warten ab und lassen etwas "wachsen".

Für viele Menschen ist es bis heute unvorstellbar, in scheinbar gegensätzlichen Werte-Zuordnungen einen Ausdruck von verschiedenen Handlungs- und Entscheidungsoptionen zu sehen. Und so wirken diese verinnerlichten Zuordnungen wie "Werte-Fallen".

Es wird dabei nicht unterschieden zwischen sozialen Rollenmustern und Werte-Leitbildern. Die verinnerlichten Rollenmuster verursachen diese Zuordnungen und Werte-Leitbilder stellen diese Muster in gesellschaftliche Zusammenhänge. Doch sind diese Werte-Zuordnungen auch überwindbar, wie der Philosoph Ernst Bloch es in seinem Hauptwerk "Prinzip Hoffnung" beschrieben hat. Werte-Leitbilder seien seit jeher gegeneinander ausgespielt worden. Und es käme heute darauf an, sie bewusst miteinander zu verbinden. Um ein Unternehmen führen zu können, gehören unterschiedliche Qualitäten. Was heißt das aber?

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