BI: Quelloffenen Lösungen fehlt es immer noch an Reife

Open Source noch keine echte Alternative

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Etwas positiver beurteilt man die Lage bei IDC. "Ja, wir sehen durchaus einen Trend hin zu "For Free Software", sagt Analyst Rüdiger Spies. Damit seien neben echten Open-Source-Lösungen auch sehr günstige proprietäre BI-Angebote gemeint. Etablierte Anbieter schnüren zum Beispiel Reporting-Tools oder ITILETL-Funktionalitäten zu speziellen Paketen mit keinen oder sehr geringen Lizenzkosten. "Quasi Testpakete zum Schnupperpreis, die über die Support- und Projektkosten refinanziert werden", so Spies. Die Nachfrage nach diesen Angeboten ebenso wie nach genuinen Open Source-Produkten zeige den wachsenden Bedarf nach Lösungen jenseits der umfassenden BI-Suiten. "Nach unserer Einschätzung experimentiert ein Fünftel der Unternehmen in irgendeiner Weise mit Open Source-BI", so Spies.

Bisher auf nicht-kritische Anwendungen beschränkt

Wofür werden quelloffene BI-Anwendungen überhaupt eingesetzt? Ihren Platz haben Open-Source-Lösungen bislang vor allem "in den Randbereichen von BI", wie es Finucane formuliert. Er meint damit insbesondere Data Mining und Daten-Integration. Im Data Mining seien die Open Source-Angebote am weitesten entwickelt. "Die Lösungen stammen oft aus dem akademischen Umfeld und schwappen allmählich in kommerzielle Unternehmen über", so Finucane. Die Open Source Community sei in der Lage, spezielle Data-Mining-Algorithmen bereit zu stellen. Das mache die Angebote neben ihrem Preis für Unternehmen attraktiv.

Der Bereich Daten-Integration hinke wegen der hohen Komplexität der Anwendungen im Vergleich etwas nach, so der BARC-Analyst. Bei Analyse- und Reporting-Tools sowie OLAP-Datenbanken spiele Open Source hingegen noch keine wirkliche Rolle. "Die Angebote werden langsam besser, aber zur Reife fehlt noch ein Stück", so Finucane.

Gartner schätzt die Lage genau andersherum ein. Reporting, Analyse und Dashboards sieht Bitterer als Funktionen, bei denen Open-Source-Lösungen mit proprietärer Software oft mithalten können. Hingegen seien die Unterschiede beim Data Mining beträchtlich. So gebe es kaum quelloffene Software, die auf ähnlichem Niveau mit unstrukturierten Daten umgehen könne wie kommerzielle Lösungen. Auf dem Gebiet der Daten-Integration gebe es aktuell zwar viele kleine Projekte, aber kaum vollständige Plattformen auf Open Source-Basis. "Bei großen Implementierungen, wo es um große Data Warehouses geht, sehen wir allerdings kaum Open Source-Einsatz", so Bitterer.

Einigkeit herrscht zwischen den Analysten darin, dass sich Open Source-BI derzeit fast ausschließlich auf nicht-kritische Anwendungen beschränkt. Sobald es um sichere Transaktionen oder größere Installationen geht, finden quelloffene Lösungen kaum Anwendung.

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