BI: Quelloffenen Lösungen fehlt es immer noch an Reife

Open Source noch keine echte Alternative

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Ein Anwendungsszenario zu dieser Frage liefert Experton-Analyst Velten: Open Source lohne sich insbesondere für mittelständische Firmen, die mit langem Atem spezielle Ressourcen aufbauen wollen. Der entscheidende Faktor sei Manpower: Wer über zwei oder drei junge IT-Experten verfüge, die sich intensiv in die Open-Source-Materie einarbeiten, sich in den entsprechenden Communitys Wissen aneignen und die gewünschten BI-Systeme über mehrere Jahre und ohne täglichen Ergebnisdruck aufbauen können, kann am Ende auch finanziell stark profitieren.

Reife: 4 Punkte auf Skala 0 bis 10

Veltens Gegenbeispiel: Ein externer Dienstleister baut die gewünschte Open Source BI auf, anfangs scheint alles tadellos zu funktionieren. Nach einiger Zeit benötigt das Unternehmen aber Updates oder Erweiterungen und muss feststellen, dass die Kernentwickler des Projektes beim Dienstleister von einst nicht mehr tätig sind. In diesem Fall schlägt der beschriebene Mangel an Service-Personal heftig zurück. Wer Pech habe, müsse längere Zeit im Internet nach den benötigten Experten suchen, sie am Ende aus den Vereinigten Staaten einfliegen lassen und entsprechende Honorare berappen, so Velten. In derartigen Fällen zahlte schon so mancher Open-Source-Anwender am Ende dicke drauf.

Wie ist es um die Reife der Angebote bestellt? Open-Source-Lösungen hätten schon alleine deshalb eine Daseinsberechtigung, weil ein Markt für sie bestehe, so Finucane. Im BI-Bereich ist dieser Markt freilich klein, derzeit lediglich eine Nische. Der Nachholbedarf gegenüber den Angeboten der etablierten BI-Platzhirsche ist groß, wenngleich die Lücke langsam schrumpft. Jedenfalls konstatiert Bitterer, dass quelloffene Anwendungen in ihrer Reife immer mehr an kommerzielle herankommen würden.

"Auf einer Skala von 0 bis 10 würde ich die durchschnittliche Reife von Open Source BI mit 4 bewerten", sagt Carlo Velten von Experton. Anwender müssten sich vergegenwärtigen, dass quelloffene Angebote zu 90 Prozent "halbwegs ordentliche Kopien bestehender IT-Lösungen" seien. Es dauere mehrere Jahre, bis die Qualität der ursprünglichen Lösungen erreicht sei - und insbesondere im besonders komplexen Gebiet der BI benötige dieser Prozess vermutlich noch zwei oder drei Jahre.

Wiederum positiver schätzt IDC die Lage ein. "In den relevanten Einsatzbereichen wie Reporting und Simple Query stehen Open Source-Lösungen anderen Tools in Sachen Reife in fast nichts nach", sagt Rüdiger Spies.

Zur Startseite