DOAG-Kongress 2015

Oracle-Anwender ärgern sich über Lizenzpolitik

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Oracle-Anwender sind sauer. Gerade die Lizenz- und Wartungspolitik ihres Softwarelieferanten stößt auf Ablehnung. Zwar bemühte sich Oracles deutscher Country Leader Frank Obermeier auf dem DOAG-Anwenderkongress sichtlich, den Streit zu entschärfen. Ein offizielles Einlenken des US-Konzerns ist jedoch nicht in Sicht.

Um das Verhältnis zwischen den Oracle-Kunden und ihrem Softwarelieferanten steht es derzeit nicht zum Besten. Das wurde einmal mehr auf dem Jahreskongress der Deutschen Oracle Anwendergruppe (DOAG) Mitte November in Nürnberg deutlich. Der Streit dreht sich vor allem um die Lizenzierung von Oracle-Software in virtualisierten Server-Infrastrukturen. Der Softwarekonzern unterscheidet hier zwischen Hard- und Soft-Partitioning. Beim Hard-Partitioning müssen Anwender nur für die dediziert den Oracle-Programmen zugewiesenen CPU-Ressourcen Lizenzgebühren bezahlen. Das gilt Oracle zufolge unter anderen für die eigenen Solaris-Container, die eigene Virtualisierungslösung "Oracle VM" sowie einige wenige Lösungen von Drittanbietern.

Die weit im Markt verbreitete Virtualisierungssoftware von VMware fällt dagegen unter das Soft-Partitioning. In diesem Modell werden Lizenzgebühren für alle Rechnerressourcen fällig, auf denen theoretisch Oracle-Software laufen könnte. Und das kann teuer werden - gerade für Anwender, die die aktuellen VMware-Versionen einsetzen.

Mussten die Anwender mit den VMware-Releases unterhalb 5.1 nur die Server eines Clusters in den Lizenzvertrag mit Oracle einbringen, betrifft dies mit den Versionen 5.1 bis 5.6 sämtliche Server-Cluster innerhalb eines vCenter und mit dem aktuellen Release 6 sogar die gesamte vCenter-Infrastruktur eines Anwenderunternehmens. Oracle begründet diese Ausweitung der Lizenzierungsbasis damit, dass sich mit den neueren VMware-Versionen auch die Möglichkeiten erweitert hätten, virtuelle Maschinen zur Laufzeit zu verschieben - zwischen Clustern eines vCenter bei Version 5.1 bis 5.6 und sogar über vCenter-Grenzen hinweg in Release 6. Oracle schiebt damit den Schwarzen Peter VMware zu. Nicht Oracle habe die Lizenzierung verändert, letztendlich habe VMware die Grundlage für die Lizenzmetrik geändert, so die Argumentation des US-Softwarekonzerns.

Anwender weltweit sauer auf Oracle

Das wollen die DOAG-Verantwortlichen so nicht gelten lassen. Schließlich gebe es im VMware-Umfeld durchaus die notwendigen Werkzeuge, um genau feststellen zu können, welche Rechenressourcen der Oracle-Software zugewiesen seien. Einziges Problem dabei: Oracle erkennt diese Tools und deren Ergebnisse nicht an, beklagen die Anwendervertreter.

Auch der Speicher spielt bei der Lizenzbemessung eine wichtige Rolle: Wurde bisher der Storage in der Vergangenheit bei der Berechnung des Lizenzbedarfs außer Acht gelassen, so müssen Anwender nach DOAG-Angaben nun - ungeachtet der VMware-Version - schlichtweg alle Cluster beziehungsweise vCenters in Lizenz nehmen, die auf den gleichen Storage zugreifen. In der Konsequenz müssten die Anwender komplett separierte Oracle-Umgebungen mit eigener VMware und Storage-Infrastruktur aufbauen, um das Lizenzierungsproblem in den Griff zu bekommen. Das ist aus Sicht der Anwendervertretung allerdings unrealistisch und widerspricht auch dem Trend in der IT, genau solche Silos aufzubrechen.

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