Analysten-Kolumne

Outsourcing dieseits und jenseits des Kanals

23.11.2005
Von Martin Barnreiter

Im Vergleich dazu erlebte Outsourcing im britischen „Public Sector“ einen regelrechten Siegeszug. 2004 hatte dieser Markt ein Volumen von 3984 Millionen Pfund und war gegenüber 2003 um 13,1% gewachsen.

Die Gründe dafür liegen in der „Private Finance Initiative“ (PFI), die die britische Regierung 1992 einführte. Um Investitionen der öffentlichen Hand zu fördern, sollten die beteiligten Unternehmen einen Beitrag zur Finanzierung von Projekten leisten und sich im Gegenzug langfristige Einnahmen durch Systemwartung und Applikation-Management sichern. Anders als in Deutschland wurde die Erwartungshaltung der Behörden konkret umgesetzt und mit Anreizen für die Unternehmen angereichert. Gerade im Bereich Business Process Outsourcing (BPO) führte PFI dazu, dass öffentliche Institutionen quasi alles – bis auf die Politik selbst – auslagerten, während BPO in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt.

BPO als Wachstumstreiber

Auch mittelfristig hält PAC BPO für den Wachstumstreiber im „Public Sector“ des britischen IT-Marktes. Hier haben EDS, ITNet und Capita, Siemens Business Services (SBS) und Accenture die Nase vorn. Bemerkenswert ist der Erfolg von SBS auf diesem Markt, bedenkt man, dass das Unternehmen lange Zeit nicht zu den führenden IT-Dienstleistern in Großbritannien gehörte und zuvor nicht groß mit BPO-Erfahrungen aufwarten konnte.

Als Folge von PFI machte Outsourcing in den letzten Jahren über die Hälfte aller Ausgaben des britischen öffentlichen Sektors für „Core SITS“ (Kernbereich von Software und IT-Services) aus. Einen Großteil dazu trugen einige Riesen-Deals bei: die Erneuerung des Inland Revenue Aspire Deals (4,2 Milliarden Pfund), die sechs IT-Verträge des National Health Service (insgesamt 5,5 Milliarden Pfund) und der noch ausstehende Vertrag des Verteidigungsministeriums (über vier Milliarden Pfund).

Jedoch ist jenseits des Kanals nicht alles nur rosig. Aufgrund des großen Volumens dieser Verträge wird die Teilnahme an den Ausschreibungen für manche IT-Unternehmen zur Herausforderung, zumal sie hohe Kosten verursachen und die Aussicht auf den Zuschlag, gerade bei Vertragserneuerungen, nicht besonders groß scheint. Immerhin gibt es auch Gegenbeispiele, ging doch der Inland Revenue Deal nach zehn Jahren Zusammenarbeit mit EDS in der nächsten Runde an Capgemini und Fujitsu Services, was zeigt, dass sich der Vertragsinhaber nicht in zu großer Sicherheit wiegen sollte.

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