Exklusiv-Interview

Post wehrt sich gegen Kritik am E-Brief

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

CIO: Sie betonen also, dass eine sichere Verschlüsselung nach Ihrer Ansicht für einen Vertragsschluss nicht ausreicht?

Ja, denn das Zustandekommen von Geschäften im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches ist mit der Infrastruktur der Wettbewerber nicht möglich. Ich kann zwar E-Mails vertraulich übermitteln, aber das ist etwas anderes als das Thema, das wir jetzt besetzen: die rechtsverbindliche Schriftkommunikation im Internet. Deshalb betreiben wir auch jetzt am Anfang mit großem Aufwand die Registrierung und Identifizierung der Kunden. Wir geben ihnen die Möglichkeit, sich in unseren Filialen durch das Post-Ident-Verfahren eindeutig zu identifizieren, um damit auch eine gesicherte Identität bei der Kommunikation anzunehmen.

Jeder Nutzer muss eine neue E-Mail-Adresse bekommen

Werbung für den neuen E-Postbrief.
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Das bedeutet natürlich automatisch, dass sie eine neue Adresse bekommen, denn sie ist Ausdruck dieser rechtsverbindlichen Kommunikation. Wenn Sie ihre alte Adresse „Captain.Kirk@gmx.de" beibehalten, dann kann man eben nicht genau zurückverfolgen, dass eine Person hier eine Willenserklärung abgibt, mit der ich dann ein Rechtsgeschäft eingehe. Das ist ein ganz entscheidender Punkt.

CIO: Aber will denn jeder Absender wirklich immer gleich ein rechtswirksames Schreiben verschicken?

Dieser rechtliche Aspekt ist sicher nicht immer notwendig, deswegen hat vertrauliche Kommunikation wie bei Regify natürlich auch seine eigene Daseinsberechtigung, aber wir wollen bewusst weiter gehen. Die Kombination von physischer- und Rechtssicherheit ist deshalb bei uns ein ganz wesentlicher Aspekt. Bei den Gesprächen mit unseren großen Kunden und Partnern spielt dieser Punkt der Verbindlichkeit eine zentrale Rolle. Mittelfristig ist es der eigentliche Kernpunkt des Geschäftsmodells. Ich schaffe einen Raum, in dem die Menschen rechtssicher kommunizieren können und damit neue Geschäfte tätigen können, die sie vorher nicht abschließen konnten. Überall dort, wo etwa eine Altersbestätigung notwenig ist, ist die Frage der Identität sehr wichtig. Hier unterscheiden wir uns, das ist uns sehr wichtig.

CIO: Muss nicht für eine wirklich rechtssichere Kommunikation zuvor das De-Mail-Gesetz vom Bundestag verabschiedet worden sein?

Rau: Das ist eine sehr gute und berechtigte Frage, wo sehr viel Unklarheit herrscht. Es gibt hier schon eine Rechtsprechung, die genau das regelt. Und 99 Prozent der normalen Fälle, wo eine Willenserklärung einer Person zugeordnet werden kann, decken wir mit unserer Infrastruktur, der Kombination aus Passwort und Handy-TAN, schon ab. Der Gesetzgeber hat es in vielen Fällen einfach nicht für notwendig erachtet, das noch einmal explizit in einem Gesetz zu regeln.

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