BREITBAND-WETTRENNEN

Powerline schafft den Anschluss nicht

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Erst am 30. März machte der Bundesrat den Weg für denInternet-Zugang über Stromleitungen frei. Am 1. Juli tratdie Nutzungsbestimmung "NB30" der"Frequenzzuweisungsplanungsverordnung" in Kraft. Doch diekritischen Stimmen mehren sich: Powerline werde sich inDeutschland bis auf weiteres nicht durchsetzen, so dieMarktforscher des Instituts ForresterResearch. Hauptprobleme seien die undurchsichtigePreisgestaltung, die mangelhafte Flächenabdeckung und dienicht garantierte Geschwindigkeit. Denn Powerline ist einShared Medium. Die Anbieter können die Bandbreite nichtgarantieren, weil sich bis zu 25 Kunden einen Trafoteilen. Gehen diese gleichzeitig online, verringert sich dietheoretisch mögliche Datenübertragungsrate von zwei Megabitdeutlich.

"Sollte der Feldversuch erfolgreich verlaufen, will Tesionschon im zweiten Halbjahr 1999 allen EnBW-Kunden den Dienstanbieten", hieß es damals. Doch dazu kam es bis heute nicht.Im September 1999 stellte EnBW-Partner Nortel nämlich seinePowerline-Entwicklung einfach ein. Der offizielle Grund: "zugeringe Erfolgsaussichten". Tatsächlich hatte dasbritisch-kanadische Gemeinschaftsunternehmen die Techniknicht in den Griff bekommen.

Scheinbares Zwischenhoch

Im Februar 2000 verbündete sich EnBW mit Siemens. Im März1999, pünktlich zur Cebit, hatte der Siemens-BereichInformation and Communication Networks erstmals vermeldet:"Umfangreiche Feldversuche für die Datenübertragung über dasStromnetz mit ausgewählten Energieversorgern sind geplant."Im November 2000 verkündete das Unternehmen zusammen mit demKasseler Energieversorger Energie-AktiengesellschaftMitteldeutschland (EAM) stolz den Start eines Pilotprojektsin Göttingen.

Zur Cebit 2001 sorgte Siemens jedoch statt mit derVorstellung des angekündigten "seriennahen Prototypen" miteinem Nebensatz in einer EnBW-Presseerklärung für einenPaukenschlag: EnBW halte an den Planungen auch ohne denPartner Siemens fest. Auf Nachfrage erklärte Siemens, derKonzern ziehe sich wegen der "ungewissen Rahmenbedingungenin Deutschland" aus der Powerline-Technik zurück. Insidervermuten, dass bereits zu diesem Zeitpunkt absehbar war,dass die Regulierungsbehörde die hochpegeligeSiemens-Technik niemals genehmigen würde und dies auch derwahre Grund für den Nortel-Rückzug gewesen sei. Die Nutzungder hohen Frequenzbereiche führte zu Störungen andererFunknutzer.

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