Richtig verkabeln

Ratgeber zum Thema LAN

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Alternative WLAN?

Nach den Prognosen der WLAN-Verfechter hätten die drahtlosen Funknetze schon längst die Kupfer-LANs lösen sollen.
Nach den Prognosen der WLAN-Verfechter hätten die drahtlosen Funknetze schon längst die Kupfer-LANs lösen sollen.

Vergesst die teure Verkabelung, nutzt einfach WLANs - die Empfehlung ist immer wieder zu hören, besonders wenn die Markteinführung einer neuen lokalen Funktechnik bevorsteht. Das war schon 2003 bei der Verabschiedung der 54 Mbit/s schnellen 802.11g-Technik der Fall, und so läuft es derzeit bei der Einführung des neuen IEEE-Standards 802.11n, der nun mit nutzbaren Datenraten auf Fast-Ethernet-Niveau aufwarten soll.

Entsprechend häufig ist nun wieder vor allem von US-amerikanischen WLAN-Propagandisten zu hören, dass der Anwender sich doch seine teure LAN-Kabelstruktur sparen könne, da er mit der Funktechnik nicht nur viel flexibler sei, sondern auch die Kosten reduziere. Eine Argumentationskette, die zwar auf amerikanische Verhältnisse, in Europa aber aus mehreren Gründen nur bedingt zutrifft:

  • Die europäische Massivbauweise kann die Ausbreitung von Funkwellen behindern,

  • in den dicht besiedelten Ballungsräumen stören sich die WLANs häufig gegenseitig,

  • ein Teil der Funkfrequenzen unterliegt Beschränkungen.

Zudem weist die WLAN-Technik per se einen größeren Protokoll-Overhead auf der Luftschnittstelle auf, um eine störungsfreie Übertragung sicherzustellen. Diese Gründe und die Tatsache, dass die kabelgebundenen LANs dem Funk in Sachen Geschwindigkeit (10 Gigabit Ethernet über Kupfer) immer eine Nase voraus sind, führt dazu, dass hierzulande die meisten Experten WLANs lediglich eine Overlay-Funktion zusprechen. Sie ergänzen also die klassische Infrastruktur, ersetzen diese aber nicht. Ein Alleinstellungsmerkmal wird dem Funk lediglich in Bereichen zugebilligt, wo eine klassische Verkabelung nicht oder nur mit hohem Kostenaufwand (etwa Gebäude unter Denkmalschutz) zu realisieren ist.

Zugegeben, die Frage nach dem Kabelquerschnitt oder die Diskussion darüber, ob nun eine verflochtene Abschirmung besser ist als eine Folienabschirmung, ist nicht sexy und selten geeignet, sich bei Manager-Kollegen Ansehen zu verschaffen. Dennoch sollte das Thema Kabel bei der strategischen IT-Planung nicht vergessen werden. Muss hier später nachgebessert werden, wird es schnell teuer, oder eine Migration auf neue Techniken ist womöglich verbaut.

Quelle: PC-Welt

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