SOFTWARE-AGENTEN

Roboter auf Einkaufstour

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.

Der Begriff des Software-Agenten wurde Mitte der achtziger Jahre in der Forschung zur künstlichen Intelligenz geprägt. Mit Hilfe einfacher Algorithmen, die auf Informationen in ihrer Umwelt reagieren, konnten Roboter am Massachusetts Institute of Technology (MIT) erstaunlich schnell relativ komplexe Aufgaben erledigen, ohne dass die Programmierer sie genau anweisen mussten. Im Rahmen von Wenn-dann-Mustern entschieden sie selbst, wie die Vorgaben umzusetzen seien. Heute können sich die meist auf dem plattformunabhängigen Java-Codes basierenden Programme im Intranet und Internet von Rechner zu Rechner bewegen, um Aufgaben zu erledigen. Sie feilschen für ihre Auftraggeber auf Auktionsseiten wie E-Bay oder suchen für ihre Absender in den Datenbanken von Online-Shops nach Schnäppchen. Doch vor allem der Einsatz von Agenten in Unternehmensanwendungen sorgt für die immer raschere Verbreitung dieser Technologie: Auf 112,3 Millionen Dollar bezifferten die Analysten von IDC den Markt für Software-Agenten für das letzte Jahr; 2004 soll er auf 873,2 Millionen anwachsen. Kurt Kammerer, Geschäftsführer des Agenten-Software-Anbieters Living Systems: „Vor dem Hintergrund der sich sehr schnell verändernden Geschäftsumfelder braucht man kontextsensitive Automaten. In allen Situationen, in denen zeitkritisch nach Bewertung zahlloser Parameter entschieden werden muss, bieten Software-Agenten Vorteile.“

Software verteilt die Arbeit flexibel

Von der Möglichkeit, dass die Agenten allein Geschäftsvorgänge – vom Einkaufen über das Organisieren der Logistik bis zur Abrechung – abwickeln, ist die Technologie allerdings noch weit entfernt. Dafür sind die selbstständigen Helfer nicht nur für Anwendungen auf der Benutzeroberfläche geeignet, sondern auch als Bausteine für flexible IT-Architekturen. Agentenorientierte Systeme seien leistungsfähiger, flexibler und robuster als konventionelle Software-Systeme, sagt Kammerer. Software-Agenten kümmern sich selbst um die Lastenverteilung auf Systeme, während früher von Hand umkonfiguriert werden musste. Fällt ein Agent aus, übernehmen andere seine Aufgaben; ist eine Funktion überlastet, reproduziert sie sich selbst.

Inzwischen arbeiten viele Unternehmen mit komplexen Verbünden von Agentenmodulen, den so genannten Multi-Agenten-Systemen. Living-Systems-Technologie ist etwa die Grundlage des Transportportals Portivas, eines vier Millionen Euro teuren Projekts der Deutschen Post World Net. Ihre Einkäufer erwerben Laderaum bei Frachtführern in ganz Europa. Bisher wurden diese Aufträge per Telefon oder Fax verhandelt und vergeben. „Die Preisfindung dauerte oft Tage“, so Thomas Ruffing, Geschäftsführer des Bereichs B2B-Portale bei der Post. Mittelfristig will die Post über Portivas die gesamte europäische Fracht in den Bereichen Brief, Express und Logistik - und damit vor allem von Danzas – online effizienter und billiger vergeben. Seit Mitte September wurden die rund 6000 Spediteure, die heute mit der Post zusammenarbeiten, für den Start der Plattform im Oktober registriert. „Durch die Migration auf das Medium Internet rechnen wir mit Einsparungen von rund zwanzig Millionen Euro pro Jahr nach Kompletteinführung des Systems“, sagt Ruffing.

Die besseren Teamworker

Zur Startseite