Empfehlungen für Industrie 4.0

Roboter werden keine Jobkiller sein

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Beschäftigungseffekt wird neutral sein

Direkte Effekte auf die Beschäftigung in den einzelnen Unternehmen habe der Einsatz von Robotern nicht - weder im positiven noch im negativen Sinne. "Deshalb kann das oft benutzte Bild von Robotern als 'Jobkiller' im Lichte dieser Studie nicht aufrechterhalten werden", heißt es in der Untersuchung. Stattdessen erreichten Unternehmen, die Roboter einsetzen, ein signifikante höheres Produktivitätsniveau bei ihren Prozessen. Nach Analyse der badischen Forscher gilt auch: Je größer der vertikale Umfang an Fertigung, die auch automatisiert erledigt werden kann, umso besser die mögliche Produktivitätsleistung.

Hauptproblem hohe Investitionskosten für Robotics

Die erste - vor allem politisch wichtige - Botschaft der EU-Studie lautet also: Zu erwarten sind neutrale Beschäftigungseffekte, in jedem Fall sind Roboter keine Jobkiller. Die zweite Botschaft klingt sogar höchst verheißungsvoll: Roboter haben das Potenzial, industrielle Produktion innerhalb der EU zu halten. Ein Studienergebnis lautet, dass Roboter nutzende Firmen mit geringerer Wahrscheinlichkeit als andere ihre Produktion aus Europa abziehen.

Trotz dieser positiven Befunde erkennen die Studienautoren Handlungsbedarf und geben der EU-Kommission mehrere Empfehlungen an die Hand, wie sich der Einsatz von Robotern stimulieren ließe. Als Hauptproblem identifizieren die Wissenschaftler die hohen Investitionskosten im Robotics-Bereich. Damit hängt als Folgeproblem zusammen, dass kleine und mittlere Unternehmen nur selten zu den Anwendern zählen: zum einen wegen der Kostenschranke, zum anderen, weil echter Nutzen durch Roboter-Nutzung erst bei einer mindestens mittleren Komplexität der Produktionsprozesse entsteht.

Kostengünstigere Robotics-Lösungen entwickeln

Die Experten empfehlen vor diesem Hintergrund die Unterstützung der Entwicklung kostengünstiger Robotics-Lösungen. Konkret zielen sie ab auf Nachfrage-orientierte, modulare und skalierbare Lösungen, die individuell konfiguriert und angepasst werden können sowie auf neue Geschäftsmodelle der Gerätehersteller, die die Kostenschranke für kleine und mittelgroße Anwender senken.

Agiert werden muss laut Studie auch auf der Skill-Seite. Größere Firmen verfügen demnach eher als kleinere über sehr gut ausgebildete Mitarbeiter, die Roboter-Lösungen auf die zum Unternehmen passende Weise implementieren, konfigurieren und modifizieren können. Wichtig sind deshalb nach Ansicht der Wissenschaftler unterstützende Maßnahmen, die kleinen und mittleren Firmen sowohl den Einsatz technologischer Lösungen erleichtern als auch für eine Schulung der Mitarbeiter in den benötigten Skills sorgen.

Zur Startseite