6 Ratschläge, IT-Projekte vor dem Scheitern zu bewahren

ROI-Berechnungen führen in die Irre

11.03.2009
Von Nicolas Zeitler

3. Optimismus ausstrahlen

Alle IT-Projekte fußen auf Annahmen. Manchmal kann der Schlüssel zur Billigung eines Vorhabens schon darin liegen, eher zu optimistische Aussagen über seinen Ausgang zu machen als zu pessimistische. Das meint zumindest IT-Berater Adam Nelson vom Analysten-Haus Keane. Er berichtet von einem ERP-Projekt, bei dem die Systeme von 50 US-Behörden auf eine einheitliche Plattform umgestellt werden sollten.

Der erste Dienstleister hatte 68 Millionen US-Dollar an Kosten veranschlagt und 117 Millionen an Einsparungen versprochen. Nach zwei Jahren verlangte das Unternehmen nach mehr Geld, die Behörden lehnten ab. Mit einem anderen Dienstleister wiederholte sich dasselbe Spiel. "Hätte der erste Anbieter gleich gesagt, das kostet 90 Millionen und dauert fünf Jahre, hätte er den Zuschlag wahrscheinlich nicht erhalten", sagt Nelson. Das zu optimistisch gezeichnete Bild von Kosten und Gewinn sei dafür notwendig gewesen.

Mittlerweile sei das ERP-Vorhaben auf einem guten Weg, betont der Berater. Ohne die blumigen Zahlen im Vorfeld wäre es womöglich gar nie angestoßen werden, gibt Nelson zu bedenken. Allerdings plädiert er nicht dafür, bewusst mit falschen Zahlen zu arbeiten. "Es ist besser, absolut realistisch zu kalkulieren, doch es spricht nichts dagegen, Raum für Eventualitäten zu lassen", meint er.

4. Bescheiden sein, um mehr zu bekommen

In manchen Fällen kann es besser sein, statt nach dem ganzen Kuchen nur nach einem Stück davon zu greifen, meint Steve Lewis, in Personalunion CIO und CFO bei der Thomaston Savings Bank. Als er im vergangenen Herbst wahrnahm, dass immer höhere Datenmengen das Rechenzentrum in geschätzt zwei Jahren an seine Grenzen bringen würden, beauftragte er den Managed Services Anbieter Presidio Network Solutions.

Der Dienstleister schlug eine Virtualisierungs-Lösung vor, die um die 300.000 US-Dollar kosten sollte. Anstatt diesen Preis einfach hinzunehmen und das Top-Management um Genehmigung für das Projekt anzusprechen, arbeitete er gemeinsam mit dem Dienstleister daran, das Projekt zusammenzustreichen. Hätte er hingegen das 300.000-Dollar-Projekt beantragt, wäre es vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise wahrscheinlich gar nicht genehmigt worden.

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