Die wöchentliche CIO-Kolumne

Rudi Völler, die Sommerruhe und das Nachdenken über Trends

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.

Noch gibt laut Umfrage die Hälfte der CIOs weniger als ein Prozent vom IT-Budget für Web-Services aus; drei Viertel bleiben unter 5 Prozent. Aber in den nächsten zwei Jahren wollen 84 Prozent der von Forrester Befragten deutlich mehr in die Technologie investieren. Und zwei Drittel gehen davon aus, dass es übernächstes Jahr in ihren Unternehmen durch Web-Services zu einer Neuausrichtung der Geschäftsmodelle kommen wird. 2005, das meinen wiederum fast zwei Drittel, werden gar eine Menge neuer IT-Anwenderunternehmen auftauchen, deren Markteintritt durch Web-Services überhaupt erst möglicht geworden sein wird.

Die von den Forrester-Fragen sicherlich in eine optimistische Richtung gesteuerten Einschätzungen der mittleren Zukunft (2004 und 2005) sollte man als Zweckoptimismus verbuchen und zurückhaltend beurteilen. Aber die Aussage von 58 Prozent der 70 Befragten, dass sie bereits im kommenden Jahr Web-Services als Instrument zur Integration der eigenen IT-Landschaft nutzen wollen, lässt aufhorchen.

Für Integrationsprojekte bedarf es nicht zwangsläufig eines neuen Business-Modells. Verbindungen zwischen unterschiedlichsten Anwendungen herzustellen, ohne dabei einen unentwirrbaren Spaghettiknoten zu produzieren: Das rechnet sich in jedem Fall. Und viele IT-Entscheider gehen wohl davon aus, dass sich diese Aufgabe mit Hilfe der Dokumentensprache XML, die als Web-Services-Basis fungiert, kostengünstiger bewerkstelligen lässt als mit aufwändigen Lösungen für die Enterprise Application Integration (EAI). Dass Web Services irgendwann EAI überflüssig machen werden, ist unwahrscheinlich. Aber sie könnten einen einfacheren, eher niederschwelligen Weg eröffnen.

Als IT-Integrationsinstrument verwendet, haben Web-Services noch einen weiteren Vorteil: Das Sicherheitsproblem stellt sich dabei längst nicht in dem Ausmaß, als wenn - nach der reinen Lehre der totalen Vernetzung - Anwendungen mit externen Partnern ausgetauscht würden. Zwar wollen 54 Prozent der Umfrage-Klientel nächstes Jahr fremde Anwendungen via Web in Anspruch nehmen und knapp mehr als die Hälfte ihrerseits welche anbieten. Aber noch dürften das nur selten erfolgskritische Dinge sei. Denn die Sorge, mit den Austauschwegen auch offene Flanken für Angriffe auf das Unternehmensnetz zu schaffen, ist laut Umfrage für 44 Prozent das höchste Hindernis für den Anwendungstausch über eine Web-Services-Plattform.

IT-Entscheider spielen hier also zwar nicht auf Zeit, aber auf erhöhte Sicherheit. Wohl kein schlechtes Vorgehen, wie man von Fußball-CIO Völler lernen kann. Was dieser ausgewiesene Experte der strategischen Risikominimierung aus seinem jüngsten Großprojekt gemacht hat, kann sich ja durchaus sehen lassen.

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