Die wöchentliche CIO-Kolumne

Runter vom Sockel, rein ins Business

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.

Das war ein Kurzschluss, wie die neue MGI-Untersuchung, die auf Befragungen zwischen September 2000 und September 2001 beruht, nun nahelegt: Demnach waren technische Innovationen generell – nicht nur in der Informationstechnik und ihren Anwendungen –, verschärfter Wettbewerb und, in begrenztem Ausmaß, auch zyklische Nachfragespitzen, die Faktoren, welche die Produktivität am kräftigsten wachsen ließen.

Befragt wurden zwar US-Unternehmen, aber die Ergebnisse dürften und sollten auch diesseits des Atlantiks aufmerksam wahrgenommen werden. Heißt es doch in der MGI-Studie unter anderem, dass die erfolgreichsten IT-Anwendungen vertikaler, also industriespezifischer Natur waren. Im Klartext: Nur IT-Projekte, die direkt in die Kernprozesse eines Unternehmens eingreifen und sie verbessern, schlagen sich auch unter dem Strich nieder. Unterstützende Aktivitäten verpuffen.

MGI hat sich der Mühe unterzogen zu untersuchen, welche Branchen für den durchschnittlichen Produktivitätsschub der US-Wirtschaft zwischen 1995 und 2000 verantwortlich waren. Das Ergebnis: Es waren sechs Industriesektoren – Einzel- und Großhandel, Sicherheitsdienstleistungen, Telekommunikation, Halbleiter und Computerherstellung – und damit 30 Prozent der Unternehmen, die für nahezu die gesamte Steigerung sorgten.

In anderen Bereichen nahm die Produktivität langsamer zu als vor 1995, darunter in der Hotellerie, bei den Anbietern von Weitverkehrs-Kommunikation und im Privatkunden-Banking. Und ausgerechnet diese drei Sektoren zeichneten sich durch besonders hohe Investitionen in Informationstechnik aus: Die Kundenbanken schafften durchschnittlich zwei PCs pro Mitarbeiter an – die teilweise überhaupt nicht genutzt werden. Die Telekom-Netzbetreiber steckten gewaltige Summen in den Ausbau metropolitaner und überregionaler Netze. Die werden aber gegenwärtig nur zu kleinen Teilen ausgelastet, und daran wird sich, nimmt MGI an, auch in den kommenden Jahren nichts ändern.

Es erscheint nur auf den ersten Blick paradox zu sagen, dass CIOs sich über die Ergebnisse der MGI-Studie freuen sollten. Tatsächlich bestätigt sie diejenigen unter den IT-Verantwortlichen, die über die Grenzen ihrer Abteilung hinaus schauen, betriebswirtschaftlich denken und den Return on Investment ihrer ProjekteProjekte immer im Auge haben. Für sie ist es eine gute Nachricht, wenn öffentlich Abschied genommen wird von der Annahme, es gebe einen Automatismus, der IT-Investitionen in Produktivitätssteigerungen ummünzt. Alles zu Projekte auf CIO.de

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