DSAG-Jahreskongress

SAP-Anwender suchen richtiges ERP für digitale Transformation

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Man müsse sich immer fragen, was SAP ernst meine beziehungsweise über welche Dinge irgendwann einfach nicht mehr gesprochen werde. Müchler griff auch das Management-Cockpit auf, dass Leukert als Beispiel für die neuen Möglichkeiten von S/4 HANA kurz zuvor angeführt hatte. Dieses Cockpit sei bereits in der Vergangenheit des öfteren in SAP-Präsentationen rund um Business Intelligence und das Business Warehouse aufgetaucht – jetzt wieder einmal im Zuge von HANA, erinnerte sich der CIO unter dem Gelächter des Publikums.

Nichtsdestotrotz betonte er aber auch sein Vertrauen zu SAP. Vieles von dem, was SAP im Zuge von HANA versprochen habe, sei schlichtweg noch nicht da. Hier müsse man dem Hersteller zutrauen, dass die Innovation vorangetrieben werde und diese Dinge irgendwann kämen. Müchler vergleicht die jetzige Phase mit dem Aufbruch der SAP-Welt ins Internet-Zeitalter rund um die Jahrtausendwende. Der Wechsel in Richtung HANA ist aus Sicht des IT-Verantwortlichen unausweichlich. Vieles funktioniere nur auf der neuen Plattform. Der CIO glaubt an die Zukunft von HANA, betont aber, dass der Umstieg nicht einfach sei. „Es bedeutet auch viel Arbeit, Schweiß und Tränen.“

Die Business Suite bleibt gesetzt

Das Gros der SAP-Anwender wartet jedoch erstmal ab. Die DSAG hatte im Vorfeld der Jahrestagung ihre Mitgliedsunternehmen nach der strategischen Relevanz von SAP-Lösungen befragt. Lediglich jeder vierte der gut 350 Befragten bezeichnete die Relevanz von S/4 HANA als hoch – in der On-Premise-Ausführung. Die Cloud-Edition ist gerade einmal für gut drei Prozent strategisch relevant. Dagegen setzen sieben von zehn SAP-Anwendern nach wie vor auf die Business Suite als strategische Plattform – auch für die Zukunft.

Anwender brauchen Informationen, um den Einsatz von S/4 HANA besser abwägen zu können – vor allem hinsichtlich des Funktonsumfangs. Für fast drei Viertel der Unternehmen sei dies das wichtigste Entscheidungskriterium, sagte Lenck und monierte im gleichen Atemzug, dass SAP aus Anwendersicht diese Informationen derzeit noch nicht ausreichend zur Verfügung stellt. Außerdem fehlten konkrete Aussagen zum Geschäftsnutzen, dem Lizenzmodell und Voraussetzungen für eine Migration. „Aus diesen Gründen ist eine gewisse Zurückhaltung und Skepsis unter den Mitgliedern zu spüren“, heißt es von Seiten der DSAG.

Laut der Umfrage stellt derzeit etwa jedes zehnte Unternehmen die Weichen in Richtung HANA: Vier Prozent stellen bereits die Lizenzen um, sechs Prozent starten gerade ein entsprechendes Projekt. Dagegen ist für 37 Prozent der befragten SAP-Anwender S/4 HANA kein Thema – Begründung: Es fehle der unternehmerische Mehrwert. Weitere 37 Prozent informieren sich gerade und elf Prozent haben sich mit dem neuen SAP-System noch gar nicht beschäftigt.

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