Teure Hardware nötig

SAP HANA: Anwender sehen kaum Nutzen

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
IT-Manager finden SAP HANA an sich toll. Sie wissen aber immer noch nicht, was ihnen die Turbo-Datenbanktechnologie geschäftlich bringt. Das zeigt eine PAC-Studie.
Kosten und Strategie sind laut PAC-Studie die wichtigsten Treiber für die Kombination der SAP Business Suite mit HANA.
Kosten und Strategie sind laut PAC-Studie die wichtigsten Treiber für die Kombination der SAP Business Suite mit HANA.
Foto: PAC

Auch fehlende Business Cases mögen einer Implementierung der "SAPSAP Business Suite powered by SAP HANA" im Wege stehen. Sie sind aber offenbar nicht die höchste Hürde aus Anwendersicht, wie eine Studie von Pierre Audoin Conultants (PAC) zeigt. „Das größte Hindernis für einen Einsatz ist jedoch der erforderliche Erwerb von Hardware, was einerseits mit den direkten Anschaffungskosten verbunden ist, aber andererseits auch bedeutet, eine zusätzlich Komponente implementieren und verwalten zu müssen", konstatiert PAC-Analyst Frank Niemann. Alles zu SAP auf CIO.de

HANA kein flüchtiger Hype

Prominenter positioniert die Studie einige besser klingende Nachrichten – was kaum überrascht, wenn man sich die namhafte Liste der Sponsoren ansieht: SAP selbst, Accenture, T-Systems, All for One Steeb, Capgemini und Realtech. Mit ihrer Unterstützung also hat PAC herausgefunden, dass für jedes dritte Unternehmen aus Deutschland mit mehr als 500 Mitarbeitern SAP HANA eine wichtige Technologie sei. „Fast keiner bewertet SAP HANA als vorübergehenden Hype", so PAC.

Die SAP Business Suite powered by SAP HANA sei bereits jetzt für mehr als zwei Fünftel der Firmen relevant. In jedem dritten Unternehmen werde der Einsatz diskutiert. Rund ein Viertel der Unternehmen wolle in den kommenden drei Jahren in diese Richtung investieren. Diese soweit ordentlichen Erkenntnisse wurden laut Studie durch eine Befragung von über 100 IT- und SAP-Verantwortlichen in SAP-nutzenden Firmen gesammelt, die mindestens die genannte Mitarbeiterzahl beschäftigen.

Was HANA bringen soll

Soweit passt das also zum euphorischen Säbelgeklirr, mit dem SAP die vor einem Jahr auf den Markt gebrachte, mit In-Memory-Datenbanktechnologie unterfütterte Version seiner Business Suite begleitet. Die Walldorfer seien die einzigen Anbieter einer integrierten Suite von Unternehmensanwendungen, die Transaktionsdaten auf einer einzelnen In-Memory-Plattform in Echtzeit erfasst und analysiert.

„Das Angebot ermöglicht Unternehmen, ihr Kerngeschäft erheblich zu beschleunigen. Die Kunden können nun Geschäftsprozesse in Echtzeit steuern. Die SAP Business Suite biete eine offene Umgebung, die Analysen und Berichterstattungen mit aktuellen Transaktionsdaten ermöglicht.

„Mit Hilfe der Plattform können Unternehmen ab sofort Geschäfte proaktiv abwickeln, Daten analysieren und vorhersagen", berichtet seinerzeit etwa SAP.info. Die Plattform helfe Kunden, ihr Geschäft neu zu gestalten, und dies bei minimaler Unterbrechung laufender Prozesse. „Mit der Möglichkeit, SAP Business Suite in Echtzeit zu nutzen, erreichen wir heute einen weiteren wichtigen Meilenstein", verlautbarte SAP-Vorstandsmitglied Vishal Sikka.

"Revolutionärer Architektur-Wechsel"

„Das bedeutet strategisch nichts anderes als den zweiten revolutionären Architektur-Wechsel in der Geschichte von SAP – vergleichbar mit dem Schritt von R/2 nach R/3", kommentierte damals das Analysten-Trio Wolfgang Schwab, Jürgen Weiß und Andreas Zilch von der Experton Group auf CIO.de.

„Die Datenbank für die Business Suite on HANA kostet lizenzseitig für Bestandskunden praktisch genauso viel wie herkömmliche Datenbanken", lobte auch Andreas Oczko, Vorstandsmitglied der häufig kritischen Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Mit Landmaschinenhersteller John Deere und dem Süßwarenkonzern Ferrero stand auch schnell Pilotanwender mit positiven Erfahrungen parat.

Echtzeitoptimierung in Geschäftsprozessen

Nun stehen diese Punkte und die technologischen Potenziale von SAP HANA weithin außer Zweifel, und die aktuelle PAC-Umfrage weiß mit den erwähnten positiven Kernaussagen aufzuwarten. Alles in allem erscheinen die Studienergebnisse zum SAP HANA-Einsatz als ERP-Datenbankplattform aber eher durchwachsen.

"Das größte Hindernis für einen Einsatz ist jedoch der erforderliche Erwerb von Hardware", konstatiert PAC-Analyst Frank Niemann.
"Das größte Hindernis für einen Einsatz ist jedoch der erforderliche Erwerb von Hardware", konstatiert PAC-Analyst Frank Niemann.
Foto: PAC

Firmen, die einen Einsatz zumindest in Erwägung ziehen, treibt vor allem die Beschleunigung von Datenanalysen und ReportingReporting an. „Jeder zweite Firma ist davon überzeugt, dass mit SAP HANA Reporting und KPIs schneller bereitgestellt werden können", heißt es in der Studie. „Nach Meinung von PAC ist der geschäftliche Nutzen für Firmen im Bereich Echtzeitoptimierung innerhalb von Geschäftsprozessen am größten, etwa die Optimierung von Preisen und Warentransporten." Alles zu Reporting auf CIO.de

Insgesamt gibt es für SAP HANA zwar laut PAC jede Menge Vorschusslorbeeren von den Anwendern. Die Hälfte der Befragten erwartet, dass sich SAP bei den Datenbanken auf Augenhöhe mit der Konkurrenz von Oracle, IBMIBM und MicrosoftMicrosoft etablieren kann. Nur schreiben die Anwender der Datenbankbeschleunigung nur geringen Nutzen bei ihren drängendsten Herausforderungen – der schnellen Anpassung von Prozessen und der Kostenreduktion – zu. Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de

Geschäftlicher Nutzen kaum zu finden

Mit nur 3 Prozent stimmen erschreckend weniger der Befragten der Aussage in vollem Umfang zu, dass SAP HANA der Mehrheit der SAP-Kunden signifikante geschäftliche Vorteile verschaffen werden. „Überwiegend" stimmen 22 Prozent zu. Nach Einschätzung von PAC erkennen die Firmen zwar das technologische Potenzial. „Allein daraus können viele Unternehmen aber offenbar noch keine geschäftlichen Vorteile ableiten", so die Analysten.

Konsequenterweise ist vor diesem Hintergrund nicht mit einer Upgrade-Welle wie einst beim Übergang von den R/3-Systemen auf den Nachfolger SAP ERPERP auszugehen. „Nur wenn die Firmen überzeugt sind, dass SAP HANA große Vorteile bietet, sind sie bereit, ihre SAP-Systemlandschaft zu verändern und auf SAP HANA zu migrieren", stellt PAC fest – durchaus in Widerspruch zur Experton-Prognose von ehedem. Alles zu ERP auf CIO.de

Cloud keine Alternative

Die PAC-Analysten merken ferner an, dass beispielsweise Firmen aus der Fertigungsbranche zwar jede Menge von genaueren Prognosen des Warenabsatzes und des Materialbedarfs erwarten. „Jedoch glauben noch nicht so viele Unternehmen, dass ihnen hier SAP HANA auch tatsächlich weiterhilft", schränken die Analysten ein.

Hinzu kommt das eingangs erwähnte Hindernis. 86 Prozent der Firmen, die die SAP Business Suite als relevant bewerten, gehen von unausweichlichen Investitionen in die Hardware aus. Drei Viertel dieser Gruppe sagen, eine Kosten-Nutzen-Bewertung bei der Einführung von SAP HANA sei schwierig. In der Theorie könnten Cloud-Umgebungen das Ausgabenproblem womöglich mindern. „Diese jedoch kommen für die überwiegende Mehrheit der SAP-Nutzer nicht in Frage", sagt PAC.

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