"Der Spiegel"

SAP ist Schauplatz eines "bizarren Wirtschaftskrimis"

Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Ein ehemaliger interner Firmenprüfer behauptet einem Medienbericht zufolge, SAP habe sich für seine Software bei Ideen der Konkurrenz bedient. Der Walldorfer Konzern sieht sich indes als Opfer einer Erpressung.

SAPSAP habe mit massiven Anschuldigungen zu kämpfen, schreibt "Spiegel Online". Ein ehemaliger Firmenprüfer werfe Europas führendem Softwarehersteller vor, sich an geistigem Eigentum von Wettbewerbern vergriffen zu haben. Der Konzern bestreite die Vorwürfe. Alles zu SAP auf CIO.de

Zuletzt entwickelten sich die Geschäfte von Deutschlands einzigem Softwarehersteller von Weltrang, der aus Walldorf stammende SAP, positiv - auch dank des Erfolgs der Datenbanktechnologie Hana, die international rege Nachfrage findet. Schon mehr als 7200 Kunden weltweit nutzten die Technologie made in Germany in der ersten Jahreshälfte 2015 zur schnellen Datenanalyse, darunter Handelsketten wie Fressnapf, Logistik-Anbieter wie die Hamburger Port Authority und internationale Geheimdienste.

Hinter den Kulissen tobt um die Entwicklungsgeschichte des Erfolgsprodukts indes seit Jahren ein mit harten Bandagen geführter Streit, der mittlerweile auch Gerichte und Behörden in Deutschland und den USA beschäftigt, wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" aktuell berichtet. Es beruft sich dabei auf interne SAP-Dokumente und Gerichtsunterlagen, die es gemeinsam mit dem ARD-Magazin "Fakt" auswerten konnte.

Ausgerechnet ein Mitarbeiter der internen SAP-Revision, der mit einer Untersuchung ("Audit") über den Entwicklungsprozess von Hana befasst war, wirft demnach dem Unternehmen vor, sich bei der Entwicklung eigener Produkte wie Hana am geistigen Eigentum von Wettbewerbern wie Oracle, IBM und Teradata bedient zu haben. Der Auditor, promovierter Jurist und US-Amerikaner, arbeitete seit Frühjahr 2011 bei dem Walldorfer Konzern, war auch in weitere sensible Prüfvorgänge eingebunden und seit Dezember 2012 krankgeschrieben.

Er ließ sich von seinem Vater, ebenfalls Jurist und Spezialist für geistiges Eigentum, in der Sache anwaltlich vertreten. Dieser konfrontierte im Frühjahr 2013 zunächst den damaligen Co-Vorstandssprecher Jim Hagemann Snabe und später die Compliance-Beauftragte von SAP mit den "massiven Anschuldigungen", die sich aus der Arbeit seines Sohnes ergeben hätten. Der Junior sei von Vorgesetzten aufgefordert worden, in vier seiner Revisionsberichte Tatsachen zu unterdrücken oder als weniger schwerwiegend darzustellen, heißt es weiter.

Von Snabes Compliance-Beauftragter nach längeren Verhandlungen um Ideen für eine gütliche Lösung gebeten, verlangte der Vater dann laut "Spiegel"-Bericht, das Unternehmen solle die Angelegenheit aus der Welt schaffen und seinem Sohn obendrein mehr als 25 Millionen Dollar bezahlen. SAP lehnte dies ab, kündigte dem Prüfer außerordentlich und erstattete Strafanzeige gegen ihn und seinen Vater.

Im Mai 2015 habe dann ein deutsches Gericht auf einen Strafbefehl gegen den Vater entschieden, der die Geldforderung erhoben hatte. Zuvor habe bereits ein Arbeitsgericht die Kündigung bestätigt, heißt es. Laut SAP geht der ehemalige Mitarbeiter allerdings beim US-Arbeitsministerium dagegen vor.

SAP musste in den vergangenen Jahren Wettbewerbern wie Oracle bereits Hunderte Millionen Dollar Schadenersatz überweisen. Sollten die Vorwürfe des Prüfers auch nur in Teilen zutreffen, könnten auf den Walldorfer Konzern weitere hohe Schadensersatzforderungen zukommen. Aus Kreisen von Teradata heißt es, man sei "gerade dabei, diese Angelegenheit gründlich zu untersuchen".

Das Unternehmen bestreitet aber alle Vorwürfe kategorisch. Man habe "den Sachverhalt sorgfältig geprüft und keine Belege dafür gefunden, dass SAP geistiges Eigentum verletzt hat". Im Übrigen vertraue das Unternehmen auf das deutsche und amerikanische Rechtssystem. Der Prüfer und seine Anwälte wollten sich gegenüber "Spiegel" und "Fakt" nicht äußern.

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