Management-Strategien

Schlechte Führung macht Mitarbeiter krank

26.10.2009
Von Harald  Stummer

Als wir der Betriebsleitung mitteilten, dass sich sehr viele Arbeiter offensichtlich nicht angemessen behandelt fühlten, zeigte sie sich gleichgültig. Sie räumte ein, die Mitarbeiter tatsächlich nicht wertzuschätzen - diese sollten einfach ihre Arbeit tun.

Eine detaillierte Auswertung der Krankenstände zeigte, dass die Zahl der Fehltage auch nach der Berücksichtigung saisonaler Effekte stark schwankte. So führte etwa die Ankündigung eines Personalabbaus während einer Bilanzpressekonferenz zu einem starken Rückgang der Fehlzeiten (tatsächlich erfolgten keine Stellenkürzungen).

Doch dieser Effekt hielt nur fünf Monate an. Danach kehrte er sich um, und die Krankenstände stiegen überproportional an. Sie verharrten dann auf dem im Branchenvergleich deutlich erhöhten Niveau. Zudem gaben 87 Prozent von 350 befragten Mitarbeitern an, durch die Gerüchte über Umstrukturierungen wäre es ihnen schwerer gefallen, sich in der Freizeit zu regenerieren und wieder fit für die Arbeit zu werden.

Ein Kommunikationsstil, der mit Drohungen arbeitet und durch das Ankündigen von Entlassungen den Leistungsdruck erhöht, wirkt also nur kurzfristig. Auf Dauer treibt er die Fehlzeiten nach oben.

Der richtige Führungsstil

Unsere Untersuchungen belegen: Der Führungsstil insbesondere der Unternehmensleitung sowie die Intensität des Kontaktes zum direkten Vorgesetzten haben einen signifikanten Einfluss auf die Mitarbeitergesundheit. Manager scheinen diesen Effekt häufig nicht zu sehen oder ignorieren ihn möglicherweise sogar wissentlich. Das ist leichtsinnig. Denn Mitarbeiter können nur dann auf Dauer hohe Leistungen erbringen, wenn sie das Verhältnis zwischen Anforderungen und Belohnungen als fair empfinden und sie die notwendige soziale Unterstützung erfahren.

Harald Stummer ist Assistant Professor an der privaten Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik in Hall, Tirol.

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