Vorhersagen müssen sich an der Gegenwart orientieren

Science-Fiction-Autoren blicken in die IT-Zukunft

16.01.2009
Von Nicolas Zeitler

Gleichwohl gelingt gewieften Schriftstellern manchmal ein Treffer. So ist Robert Sawyer stolz darauf, 1998 in seinem Buch "Factoring Humanity" eine Video-Plattform vorgestellt zu haben, die sehr dem heutigen Youtube ähnelt. Bei Sawyer trug das Portal, bei dem die Nutzer Filme einstellen konnten, den Namen "Desktop-TV".

Antibiotika-Resistenzen vorhergesehen

An die Idee aus seinem Buch "Flash Forward" von 1999, es werde bis 2030 fliegende Autos geben, glaubt der Schriftsteller dagegen heute selbst nicht mehr. "Das ist wohl so unwahrscheinlich wie die Vorstellung, dass wir einmal Pillen anstatt richtiger Mahlzeiten zu uns nehmen werden."

Nancy Kress hat in ihrem Roman "Beggars in Spain" von einem Leben ohne Schlaf geschrieben. So weit sei die Menschheit zwar noch nicht. Doch der gegen Schlafattacken wirksame und von seit einigen Jahren auch von Gesunden zum Wachwerden missbrauchte Arzneistoff Modafinil sei ein Schritt in diese Richtung. Auch Antibiotika widerstehende Krankheiten, wie sie sie in ihrer Kurzgeschichte "Evolution" geschildert habe, gebe es mittlerweile häufig. "Wahrscheinlich wird die Wirklichkeit hier noch viel schlimmer aussehen als in meinem Buch", sagt Kress.

Menschenähnliche Haushalts-Roboter aus Japan

Dass eine Vorhersage von der Wirklichkeit übertroffen wird, hat auch Sawyer unlängst erlebt. Im 2007 erschienenen "Rollback" ließ er in einer Welt 40 Jahre in der Zukunft menschenähnliche Haushalts-Roboter auftreten. Später besuchte er das MIT und sah dort vor allem aus Japan kommende Roboter, die den von ihm beschriebenen sehr ähnlich sind. "Ich denke, sie werden weit früher in die Haushalte einziehen als erst in 40 Jahren", sagt Sawyer jetzt.

Nancy Kress rät vor allem von mittelfristigen Vorhersagen ab. "Bisher haben sich meine kurzfristigen Prognosen als wahr erwiesen, und ganz weit in die Zukunft reichende Voraussagen kann ohnehin niemand beweisen oder so schnell widerlegen." Sawyer rät vor allem zu aggressiven Vorausschauen. "Die Zukunft kommt fast immer schneller als man denkt."

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