Business Intelligence

Sechs Thesen zum deutschen BI-Markt

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

6. Mit Branchenwissen gewinnen

Parallel besetzt der letzte unabhängige BI-Großanbieter auch schon die nächste Nische, die als wachstumsträchtig wiederentdeckt wurde: die Branche beziehungsweise der Fachanwender. Lange Zeit galt BI als branchenunabhängig, denn die Auswertung von Daten etwa für das Controlling lief für alle Industrien gleich ab – dachte man. Mittlerweile sei jedoch ein starker Trend hin zu vertikalen Lösungen zu erkennen, sagt Bange. Eine Analyse für die Finanzindustrie beispielsweise, die Wissen um Kreditvergabe nach Basel II schon eingebaut hat, oder eine Facility-Management-Lösung, die Immobilienbesitzern das Leben erleichtert. Auch in Richtung Fachanwender ist noch Musik drin – bei großen wie kleinen Kunden gleichermaßen: Das Marketing will seine eigenen Auswertungen fahren, der Vertriebsleiter braucht ganz andere Daten, der Controller sowieso, und auch im Personalwesen oder in der Produktion erleichtern dezidierte Informationen die Analyse und Planung des Geschäfts.

Fazit

Das uneinheitliche Abschneiden am Markt hat die Herstellerriege in Bewegung gebracht. Je nach Ausrichtung und Größe reagieren sie mit unterschiedlichen Strategien. Vor zwei, drei Jahren beispielsweise überrollte eine hohe Akquisitionswelle die großen BI-Spezialisten. Mit der Übernahme von Cognos durch IBM, Hyperion durch Oracle und Business Objects durch SAP endete die Ära der eigenständigen BI-Konzerne. Übrig geblieben ist einzig SAS, das auf sich selbst gestellt in der Ersten Liga mitspielt.

Ging es für SAP und Oracle, aber auch für Microsoft in erster Linie um mehr Kunden oder um eine bessere Technologie, öffnete der Kauf durch IBM vor allem den Zutritt in den Markt. Der Stillstand, in den solche Riesen-Deals die Beteiligten versetzen, ist vorbei. "Die organisatorische Integration ist in
weiten Teilen abgeschlossen", schätzt Carsten Bange. Jetzt muss sich erweisen, ob die Taktik aufgeht. Die meisten BI-Spezialisten arbeiten nun an der Verbesserung ihrer Produkte. Es gilt als unwahrscheinlich,
dass dem Markt eine weitere Bereinigung bevorsteht. "Die großen Anbieter werden nach wie vor das Geschäft dominieren, aber ihr gemeinsamer Marktanteil wird nicht wesentlich wachsen", prophezeit Bange. Auch in den nächsten Jahren wird ein munterer Wettbewerb zu beobachten sein, weshalb der Kunde auch weiterhin ein Wörtchen mitzureden hat.

Zur Startseite