IT oft überfordert

Sichere Daten-Löschverfahren unbekannt

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Neu Formatieren und physisch zerstören reicht nicht. Firmen gehen bei der Datenlöschung auf Festplatten nicht vorsichtig vor, wie eine Umfrage des Anbieters Kroll Ontrack zeigt.

Die Raumfähre Columbia brach am 1. Februar 2003 über der texanischen Wüste mit Mach 23 auseinander. Die Hitze-Einwirkung nach der Rückkehr in die Erdatmosphäre hatte die High-Tech-Maschine zu sehr strapaziert, alle sieben Besatzungsmitglieder starben. Aber die Daten einer Festplatte überlebten. Daran werden Firmen jetzt von Peter Böhret erinnert, Managing Director beim Security-Anbieter Kroll Ontrack. Böhret will mit diesem Beispiel klarmachen, dass auch die physikalische Zerstörung einer Festplatte keine Datensicherheit garantiert.

Auch wenn man an einen Absturz des Flugzeugs gar nicht denken mag: Im Gegensatz zu den Passagieren haben die Daten eine gute Überlebenschance. Das gilt sogar für Raumfahrtkatastrophen.
Auch wenn man an einen Absturz des Flugzeugs gar nicht denken mag: Im Gegensatz zu den Passagieren haben die Daten eine gute Überlebenschance. Das gilt sogar für Raumfahrtkatastrophen.
Foto: Swiss Air Lines

Diese Mahnung tut offenbar Not, wie eine Studie von Kroll Ontrack zeigt. Denn mehrheitlich nehmen Unternehmen aus Nordamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum die Löschung sensibler Daten auf die leichte Schulter. Und selbst wenn sie das nicht tun, sind sie mit dieser Aufgabe allzu oft überfordert.

Das Ergebnis der weltweiten Umfrage: Nur 49 Prozent der Unternehmen löschen regelmäßig ihre Speichermedien, um sensible Daten von alten Rechnern und Festplatten zu entfernen. Drei Viertel dieser Gruppe wenden dabei aber keine absolut sicheren Verfahren an.

Diese Firmen löschen laut Kroll Ontrack ihre Informationen, indem sie Laufwerke lediglich neu formatieren oder physikalisch zerstören – was eben selbst bei Raumschiffsexplosionen nichts heißen muss. Bei der Neuformatierung bleiben die eigentlichen Daten ebenfalls zunächst unberührt. „Es beseitigt nur die Einträge im zentralen Inhaltsverzeichnis, die auf die Speicheradressen hinweisen“, so Böhret.

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