Rhetorik

Siegen statt stottern

25.06.2008
Von Helene Endres

Dabei ist das Problem, auch unter StressStress schlüssig zu argumentieren, weniger groß, als es den meisten subjektiv vorkommt. Denn man kann lernen, mit verbalen Sackgassen umzugehen - oder gar nicht erst hineinzugeraten. Alles zu Stress auf CIO.de

Das Grundproblem ist ein biologisches: Steigt während einer hitzigen Diskussion das Stressniveau leicht an, beflügelt das und gibt Kraft. "Provoziert mich dann jedoch jemand, steigt der Stress über das gesunde Level. Ich lande im psychologischen Nebel und erleide einen Kontrollverlust, mein Hirn gleicht dem eines Reptils", sagt der promovierte Dialektiktrainer und Coach Albert Thiele (54), Autor des Bestsellers "Argumentieren unter Stress".

Nicht auf verbales Abwatschduell einlassen

Besonders bei unfairen Angriffen hilft es also, sich vorzunehmen: Ich bleibe sachlich, lasse mich nicht provozieren und versuche, den anderen wieder in ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Wer also in einem Meeting Sätze wie "Dafür sind Sie doch viel zu unerfahren" an den Kopf geknallt bekommt, sollte es sich verwehren, patzig zu antworten. "Ich warne davor, schlagfertig sein zu wollen", sagt Matthias Schranner, Deutschlands wohl gefragtester Verhandlungsprofi. Denn sich auf ein verbales Abwatschduell einzulassen schraubt die Stressspirale nur weiter nach oben und damit das eigene Unvermögen zur Reflexion.

Diese Spirale erlebt Johannes P., Bereichsleiter und Prokurist bei einem Pharmagroßhandel, regelmäßig, wenn er Gespräche mit einem bestimmten Hersteller führt. "Die Kollegen dort treten arrogant und selbstgefällig auf. Sie stellen ständig negative Behauptungen auf und nehmen mir dadurch völlig das Heft aus der Hand. Ich bekomme schon vor dem Termin schlechte Laune."

Es ist schwer vorstellbar, dass ein Profi wie P., Anfang 40, leichte Lachfalten um die Augen, fester Blick, vor Besprechungen Angst haben könnte. Doch erst seit er sich einen Trick antrainiert hat, weiß er mit dieser Situation umzugehen. Wird er wieder durch Killersätze in die Ecke gedrängt, weicht der Manager geschickt aus.

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