"Es geht darum, Entscheider zu werden"

Sinn und Unsinn der universitären Manager-Ausbildung

26.05.2008
Von Karsten Langer

Um mit dieser Situation umzugehen, muss man entweder ein Familienunternehmen sein oder ein bestimmter Typ von Manager. Wir sind sehr gespannt, wie die Studierenden der Zeppelin Universität das händeln, weil sie damit bereits im Studium reflexiv umgehen.

Dann ist Ihre Uni keine Eliteuni im üblichen Sinne?

Sicherlich nicht, wenngleich Elite ja eben nicht üblich ist. Wir mögen den Begriff Elite nicht sonderlich, als Universitätspräsident kann man diesen ja auch gar nicht mögen. Elite ist ein Konzept, nach dem für bereits vergangene und beobachtbare Leistungen von dritter Seite rückwärts ein Elitestatus zugeschrieben wird. Es ist schon amüsant, dass einige der Universitäten sich nach der Exzellenzinitiative selbst als Eliteuniversität bezeichnen.

Gute Universitäten fangen genau andersherum an. Die Studierenden sind an der ZU noch am Anfang Ihrer Biographie und daher finden wir - natürlich unserem Namenspatron folgend - den Pionieranspruch reizvoller. Wir versuchen also, unsere Studenten bei der Existenzgründung - und das ist tatsächlich im existenzialistischen Sinne gemeint - zu begleiten. Das hat mit Elite gar nichts zu tun. Management ist keine Profession wie etwa Arzt, Jurist oder Architekt.

Was ist Management dann?

Neben der Ermöglichung von als unmöglich angesehenen Ideen ist Management wohl vor allem die Produktion kommunikativer Störungen, wie es der Management-Philosoph Tom Peters einmal ausführte. In einer Organisation werden - systemtheoretisch formuliert - Entscheidungen produziert. Alles andere ist nachrangig. Bei Autoherstellern werden keine Autos gebaut, in Museen keine Ausstellungen gemacht, in Opernhäusern keine Opern aufgeführt und in der Politik keine Gesetze verabschiedet; es werden Entscheidungen getroffen. Das ist das Einzige, was den Manager unterscheidet von allen anderen Figuren, die wir in der Gesellschaft so haben.

Also wollen Sie Ihre Studenten dahin bringen, richtige Entscheidungen zu treffen?

In der Regel ist bereits die Unterscheidung zwischen richtig und falsch eine Entscheidung. Natürlich muss Handwerkzeug ebenso wie Denkwerkzeuge vermittelt werden. Die Studierenden brauchen ein Gefühl für das für andere als relevant Angesehene. Aber im Kern geht es darum, Entscheider zu werden. Entscheider kann aber nicht derjenige sein, der meint, er müsste richtig oder falsch entscheiden.

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