"Es geht darum, Entscheider zu werden"

Sinn und Unsinn der universitären Manager-Ausbildung

26.05.2008
Von Karsten Langer

Gute Geschichten sind - das wissen wir schon aus den Grimmschen Märchen - vordergründig sehr einfach, aber hintergründig sehr mehrdeutig. Storytelling, eine eher blasse Geschichte der Methode des Geschichtenerzählens wird derzeit ordentlich aufgefrischt - in Marketing, Organisation, FührungFührung und natürlich auch im Controlling. Aber das heutige Dogma der Transparenz treibt schon erstaunliche Blüten. Alles zu Führung auf CIO.de

"Eine gute Geschichte funktioniert wie ein Brühwürfel"

Vor dem Hintergrund der Siemens- und der VW-Affäre verwundert das nicht.

Aber wir sehen doch, dass sich trotz der Rating-Agenturen, Compliance-Abteilungen, Risiko Management, dem Corporate-Governance-Kodex und weiteren Auflagen nicht wirklich etwas ändert; außer dass durch die Transparenz die Generalisierung der Korruptionsannahme eingetreten ist. Ein Beispiel zur Ökonomie der Intransparenz aus der eigenen Unigründung: Die Zeppelin Universität hat wohl die sicherste Finanzierung unter Deutschlands privaten Universitäten. Wir haben als Einzige unseren Haushalt, unser Stiftungskapital, unsere Fundraising-Strategie nie kommuniziert. Bei uns wissen das Wissenschaftsministerium und der Wissenschaftsrat die genauen Zahlen und Planungen, und das reicht, denn die müssen es für die staatliche Anerkennung im Sinne der Fürsorge für Studierende wissen. Alle anderen können es nicht beurteilen und erzeugen über Gerüchte eine sich selbst erfüllende Prophezeiung der Insolvenz. Kapitalmarkttheoretisch ist der Konnex einer zu frühen Transparenz einer vorinsolvenzlichen Situation und der Insolvenz belegt.

Ihre Konsequenz aus der Zwickmühle?

Ich erzähle natürlich auch Geschichten, von abstürzenden Zeppelinen, der daraus 1908 entstandenen und uns absichernden Zeppelin-Stiftung, von Pionieren, von den heutigen Uniberatern Humboldt und Nietzsche und so weiter. Bis irgendwann die Finanzierung als uninteressant gilt, und man deswegen selbst finanziell fördert. Eine Geschichte erzählen, das ist heute eine der Hauptanforderungen, die an einen Manager gestellt werden. Deswegen sollten sie sich auch viel Zeit für ihre Kinder nehmen, das ist das ideale Trainings-Lager.

Bitte ein Beispiel für eine gute Geschichte.

Gut, dann eine persönliche Geschichte über eine Geschichte. Anfang 1999 habe ich die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page in der Bibliothek in Stanford getroffen. Die haben sich dauernd lautstark um den richtigen Algorithmus gestritten, und ich dachte noch: Das sind richtige Mathematiker, die wollen was rechnen, die machen absurde Dinge, die keiner braucht. Dann ging GoogleGoogle live, und ich hörte die Studenten - und zwar nach wenigen Tagen auch meine eigenen in Deutschland - sagen: "Das ist echt eine coole Suchmaschine." Alles zu Google auf CIO.de

Warum, wollte ich wissen. Die Antwort: "Google ist total schnell." Das war aber damals bei langsamen analogen Modems kein wirklich schlagendes Argument. Aber dann hieß es: "Die haben die besseren Suchergebnisse." Diese Geschichte haben die Google-Gründer über ihren besseren Algorithmus erklärt. Das hat aufgrund der Nichtnachprüfbarkeit und der Trivialität des Layouts - das selbst eine Legende ist - funktioniert. Ob nun Google böse ist oder nicht, das wiederum ist eine andere Geschichte.

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