Retail IT


Ehemaliger DHL-CIO

So erschließen sich Händler einen neuen Markt

27.12.2012
Von Ralf Weißbeck

Convenience Shops als Lieferstelle

Bei der Lieferadresse kann es sich entweder um die Privatanschrift des Bestellers oder um fest vorgegebene Stationen handeln. Hierfür bieten sich Convenience Shops (Tankstellen, Bahnhofskiosks) oder feste Ablieferstellen (beispielsweise Shopping Boxes) als Ablieferpunkte an. Beim Preissystem herrscht ein SLA-Denken vor. Bei späterer Anlieferung sollte der Preis niedriger sein, während stunden- oder minutengenaue Lieferungen dementsprechend mehr kosten. Auch ein Service am Sonntag wäre denkbar. Hierfür können Märkte an Flughäfen und Bahnhöfen oder etwa bestehende Pizza-Services genutzt werden. Dadurch würden aufwendige Fahrten am Wochenende wegfallen.

Das Geschäftsmodell der Transportbranche sieht vor, dass am Vormittag Zustellfahrten erfolgen und am Nachmittag mit derselben Fahrzeugflotte Abholprozesse durchgeführt werden. Diese Optimierung der Lager- und Transportkapazitäten wird über die bei Same Day Delivery notwendige Kombination von Zustellungen und Abholungen am Nachmittag sicherlich komplexer, da zusätzliche Kapazitäten notwendig sind.

Um Zusatzkosten, die letztendlich der Kunde zu tragen hat, zu minimieren, sind hier neue Anwendungen notwendig. "Collaborative Supply Chain Management" muss über die Filiale bis zum Kunden ausgedehnt werden, um in noch kürzeren Intervallen über die gesamte Transportkette Transparenz herzustellen. Alle involvierten Supply-Chain-Unternehmen brauchen die Informationen über die aktuelle und prognostizierte Endkundennachfrage.

Durch die Zulieferung am Nachmittag und Abend kann ein ganz neuer Servicebereich im Transportumfeld entstehen. Wo heute schon Applikationen wie MyTaxi exakt und online über die jeweilige Position des bestellten Taxis informieren, können in Zukunft diese Zustellfahrten bei registrierten Zustellern gebucht werden. Ein Routenoptimierungsprogramm muss zentral auf den jeweils am besten platzierten Zusteller zugreifen, der dann die Ware am Markt abholt und zum Endkunden oder zur Ablieferstation bringt. Wo heute Pizzazusteller oder auch Taxen Leerkapazitäten haben, könnten diese in Zukunft durch Zustellaufträge genutzt werden. Ein völlig neuer Servicebereich kann hier entstehen.

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