Chef 2.0

So funktioniert Personalführung im Digitalzeitalter

11.03.2014
Von Sandra Sieber, Evgeny Káganer und Javier Zamora

Verbindende Strategien

Professor Joan Enric Ricart von der IESE Business School erläutert in seinem Aufsatz "Strategy in the 21. Century: Business Models in Action", warum Geschäftsmodelle im 21. Jahrhundert noch dynamischer werden müssen. Das sei "heute relevanter als zu jedem anderen Zeitpunkt unserer Wirtschaftsgeschichte". Dies belegen Beispiele aus der Praxis.

Mitte der 90er Jahre eröffnete das Internet neue Möglichkeiten, Kunden zu erreichen. AmazonAmazon entstand, um Zugang zu Büchern zu bieten, die nicht in Buchläden erhältlich waren. Erst später konkurrierte der Internet-Händler mit dem traditionellen Buchhandel. Amazon bot mehr Auswahl, war bequemer und sorgte dafür, dass Kunden durch Empfehlungsalgorithmen und Kundenrezensionen rascher die für sie geeigneten Produkte fanden. Schließlich digitalisierte das Unternehmen seine Bibliothek, lieferte den Lesern die Lektüre ohne Zeitverzögerung aufs E-Book Kindle und revolutionierte damit gleichzeitig das physische Leseerlebnis. Alles zu Amazon auf CIO.de

Bei Schuhen dagegen ist es noch immer praktikabler, sie im Laden anzuprobieren und zu kaufen. Allerdings: Dies könnte sich mit dem Aufkommen von Sensoren und Wearable-Technik ändern. Jetzt schon haben es traditionelle Schuhläden schwer. Grund dafür ist das sogenannte Showrooming: Kunden testen das Produkt im Laden, vergleichen anschließend die Preise im Internet und greifen zum billigsten Angebot. Früher galt das Ladengeschäft mit reichlich Publikumsverkehr als entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg einer Firma. Mit zunehmender digitaler Dichte ändert sich das dramatisch.

Geschäftsmodelle hinterfragen

Unternehmen sollten also ihre Geschäftsmodelle überdenken beziehungsweise weiterentwickeln und herausfinden, welcher Mehrwert für ihre Kunden attraktiv wäre und was diese dafür zu zahlen bereit wären. Manager müssen deswegen nicht gleich ihre bisherigen Strategien über Bord werfen, aber sie sollten sie digital ausdehnen und mit neuen Maßnahmen verbinden. Der Handelsriese Walmart reagierte zum Beispiel auf das Showrooming mit dem Versprechen, Produkte noch am selben Tag direkt nach Hause zu liefern.

Die Vorstellung, Kunden in die Produkt- und Dienstleistungsentwicklung einzubinden, schreckt viele Unternehmer noch ab. Im digitalen Zeitalter müssen sie sich aber darauf einstellen, dass Kunden dies erwarten. Die Verantwortlichen sollten also gezielt Input von außen einholen und ihn mit firmeninternen Werten und Know-how verknüpfen. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Connect+Develop-Plattform von Procter & Gamble. Dort kann jeder Kunde Vorschläge für neue Produkte unterbreiten. Heute stammt mehr als die Hälfte der Ideen für Produktneuheiten von den Kunden.

Zur Startseite