Biografie von Walter Isaacson

So war Steve Jobs

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.

Zugleich erscheint Jobs als Meister der Verdrängung, der bestimmte Umstände vollständig ignoriert, solange er sich mit anderen Dingen beschäftigt. In einer verzerrten Wahrnehmung ignorierte Jobs auch neun Monate lang den ärztlichen Rat zu einer Operation, schon 2004 hatten die Mediziner erste Metastasen auf Jobs’ Leber entdeckt, lässt Isaacson den Leser wissen. Nach seiner Rückkehr zu AppleApple hatte Jobs aber im Jahr 2004 sich vor aller Welt als genesen bezeichnet. Alles zu Apple auf CIO.de

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Man darf trotz der Macht des "Reality Distortion Fields", das im gesamten Buch als eine der wichtigsten Charaktereigenschaften von Steve Jobs gegenwärtig ist, davon ausgehen, dass Isaacson der Wahrheit näher gekommen ist als alle anderen Jobs- und Apple-Chronisten vor ihm. So räumt er etwa in dem 700-Seiten-Werk, das nicht weniger als sechs Übersetzer ins Deutsche übertragen haben, schon gleich im ersten Kapitel mit einem Mythos auf: Steve Jobs hat laut Isaacson schon im Kindesalter von seiner Adoption gewusst.

Die Erklärung der Adoptiveltern "Wir haben dich ausgesucht" sei womöglich ein Baustein der Persönlichkeitsstruktur des Apple-Gründers gewesen, der sich für auserwählt gehalten habe. Das Wissen über die Adoption habe in Steve Jobs eine innere Unruhe erzeugt, die nicht zuletzt Ursache für seine Beschäftigung mit indischer Spiritualität war.

Größenwahn und Egoismus, gepaart mit herausragender Intelligenz und Hingabe verschafften ihm aber zugleich den Job bei Atari, bei dem er intensiv mit Steve Wozniak zusammenarbeitete - und diesen wohl um den Bonus für die Entwicklung von "Breakout" betrog. Den jungen Steve Jobs als "schwierigen Charakter" zu bezeichnen, wäre ein Euphemismus.

Isaacson geht hier schonungslos vor, der alte Steve Jobs beruft sich bei der Konfrontation mit den Geschichten seinem Biographen gegenüber gerne auf Erinnerungslücken. Reumütig blickt er aber nicht zurück, die Wutausbrüche, das Abkanzeln von Mitarbeitern, die fehlende Empathie - das war Teil seines Charakters und wesentlicher Bestandteil seiner Arbeitsweise.

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