Kommentar

"SOA als Mogelpackung"

25.02.2008
Von Helmuth Gümbel

Nimmt man das Versprechen ernst, mit SOA endlich prozessorientierte Anwendungslandschaften zu gestalten, dann braucht man viel mehr als nur SOAP und XML: Man benötigt eine Kontrolle über die Prozess-struktur, die auch andere Bereiche wie Mail und Workflow einbezieht. Es reicht nicht, Prozesse zu definieren und die Definitionen in einem Repository abzulegen. Damit ist noch kein korrekter Ablauf gewährleistet.

Heutige SOA-Angebote der namhaften Anbieter leis-ten hier nur einen Teil. Spezialisten wie etwa Amadee, Cordys oder Saviion machen vor, was man braucht: ein System von Prozess-Servern, die alle Anwendungen, Workflows und Prozessen zurechenbare Mails kontrollieren sowie bei Störungen automatisch definierte Korrekturen und Notfallprozesse starten.

Es gibt keine SOA-Industrielösung

Damit ließe sich auch das drohende Compliance-Debakel lösen: Man kann dann tatsächlich sehen, was im Unternehmen und auch im Umfeld (Lieferanten, Kunden) geschieht und ob alle Regeln eingehalten wurden. Leider sind die hier tätigen Anbieter heute noch sehr klein, und ihre Langlebigkeit ist nicht sicher.

Anwendungshersteller wie SAPSAP und OracleOracle erklären vollmundig, dass sie SOA bereits komplett in ihrem Bereich implementiert hätten. Sie lenken von der Realität ab: Es gibt praktisch keine Industrielösung, die SOA auf Standardschnittstellen an allen sinnvollen Stellen implementiert hätte. Der Kunstgriff, alle älteren proprietären Schnittstellen flugs unter dem Dach der SOA-Komponenten (wie beim NetWeaver geschickt geschehen) zu sammeln, ist eine Mogelpackung. Sie hat nur zum Ziel, schnell eine weite Verbreitung und Adaption statistisch nachzuweisen. Alles zu Oracle auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de

Hersteller hätten gerne eine deutlich schnellere Adaptionsrate von SOA. Sie vergessen aber, dass Anwender gebremst werden durch unzureichend ausgebildete Mitarbeiter (kaum ein Informatiker hat Kenntnisse über die hier so stark hervorgehobene Nahtstelle zwischen IT und Business), unpassende Organisationsstrukturen (kaum ein Unternehmen hat für jeden Prozess einen identifizierbaren Verantwortlichen) und die unabdingbare Notwendigkeit, jedem IT-Investment ein kurzfristig nachweisbares positives Geschäftsresultat gegenüberzustellen.

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